Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 131.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie ihm der Erzbischof die Burggrafschaft zu Magdeburg verlieh, heisst es: omnibus igitur suis ei restitutis, ad curiam Wormaciae indictam perrexit, et imperatori pro suorum recuperatione grates persolvit, et ut marchia Luzensi ab eo insigniretur, promissis duobus milibus talentorum exoravit. Imperator tutum sibi fore ratus, si tantae virtutis virum cum tali beneficio suae familiaritati ascisceret, dignitate quam affectarat eum insignivit, ac deinceps inter reliquos principes tam honore quam familiaritate parem habuit; schon früher heisst es über seinen Aufenthalt beim Markgrafen Udo: gladio deinde militari a tanto principe, utpote principum collega quandoque futurus, nobiliter accingitur, und zum J. 1124 wird noch einmal darauf zurückverwiesen: qualiter – principatum quoque ac monarchiam in Lusiz, sed et praefecturam in Magdeburch principalem optinuerit.[1] Ausdrücklich ist nun auch hier nicht gesagt, dass Wiprecht erst durch die Verleihung der Lausitz zum Fürsten wurde. Ist aber, wie mir scheint, dieser Sinn unterzulegen, so widerspricht das unsern frühern Resultaten nicht, zumal mit Rücksicht auf das, was wir über die engere Begränzung des Fürstenstandes in Sachsen sagten[2] und wofür sich dann hier eine Bestätigung böte. Denn Wiprecht hatte unzweifelhaft keine Reichsgrafschaft und auch die Verleihung der Burggrafschaft würde ihn wenigstens nach sächsischer Anschauung noch nicht zum Fürsten gemacht haben.

Nach der bisher gangbaren Ansicht wären allerdings schon früher weltliche Grosse zu Fürsten erhoben worden, und zwar nicht in dem nach unseren früheren Erörterungen einzig statthaften Falle, wo Edle zu Grafen wurden, sondern bei Erhebung von Grafen zu Landgrafen, von Markgrafen zu Herzogen. Wäre diese Ansicht richtig, so würden ihr gegenüber unsere früheren Ergebnisse nicht bestehen können; eine Aufforderung mehr, die Gründe zu prüfen, auf denen sie beruht.

Dahin gehört nun vor allem eine oft angeführte Stelle über die 68 Erhebung des Grafen Ludwig zum Fürsten und Landgrafen von Thüringen im J. 1130. Sie ist der Historia de landgraviis entnommen[3], und da diese dem fünfzehnten Jahrhunderte angehört, so würde ihr freilich von vornherein wenig Gewicht beizulegen sein, falls sich nicht erweisen liesse, dass sie auf eine ältere Quelle zurückgeht. Sie liegt jetzt allerdings in früherer Fassung in den Reinhardsbrunner Annalen also vor: Nunc qualiter primus hujus provincie princeps, Thuringie comes Ludewicue, filius Ludewici, fundatoris monasterii Reynersborn principis nomine sit functus, brevi documento monstrabimus. Burchardus comes Lukenheimensis de Saxonia dolo domini sui Hermanni,

  1. M. G. 16, 253. 236. 254.
  2. Vgl. § 58.
  3. Pistorius-Struve 1, 1311. Vgl. Tittmann 19. Walter R. G. § 187. Bei Eichhorn R. G. § 240 ist für dieselbe Stelle wohl aus Versehen adpend. Martini Poloni angeführt.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)