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Auch im Königreiche Frankreich wird der Ausdruck Principes 89 nicht in einer dem neuern Reichsfürstenstande entsprechenden Bedeutung gebraucht. Dagegen entsprechen unzweifelhaft in den wichtigsten Beziehungen die Pares Franciae den Principes imperii; und fällt die Ausbildung des neuern Reichsfürstenstandes in die letzten Dezennien des zwölften, die der französischen Pairie aller Wahrscheinlichkeit nach in das erste des dreizehnten Jahrhunderts, so liegt der Gedanke einer Rückwirkung des deutschen auf das französische Institut überaus nahe. Von einer Erhebung geistlicher Pairs konnte, insoweit man an der geschlossenen Zahl festhielt, nicht wohl die Rede sein, wie wir auch im Reiche in früherer Zeit keine Erhebung zu geistlichen Fürsten kennen. Bei den weltlichen mussten schon beim Einhalten der Zahl in Folge des Heimfalles einzelner grosser Kronlehen neue Erhebungen nothwendig werden, zuerst im J. 1297; später überschritt man die Zahl zunächst zu Gunsten von Prinzen von Geblüt, bis im sechszehnten Jahrhunderte die Erhebungen sich in ähnlicher Weise vervielfachten, wie im Reiche. Die Form war eine ähnliche, wie die im Reiche übliche. So erklärt 1297 K. Philipp: Considerantes etiam quod XII. parium, qui in praedicto regno nostro antiquitus esse solebant, est adeo numerus diminutus, quod antiquus eiusdem regni status ex diminutione eiusmodi deformatus multipliciter videbatur – comitem ipsum (Andegavensem) de gratiae nostrae abundantia et plenitudine regiae potestatis praefati regni nostri creamus et promovemus in parem et paritatis huiusmodi dignitatem Andegaviae comitatui annexantes, praesentium tenore statuimus, ut tam in se quam successoribus eiusdem comitis Andegavensis, qui pro tempore fuerint, par eiusdem regni perpetuis temporibus habeatur omniumque pariatus eiusdem, quemadmodum diligens et fidelis noster dux Burgundiae compar eius, iure et praerogativa laetetur.[1] Wird hier auf die Rechte eines einzelnen anderen Pair hingewiesen, so heisst es in den Erhebungen des Grafen Johann von Macon 1359 und des Herzogs Philipp von Burgund 1363 allgemein, dass sie alle Rechte haben sollen, quibus caeteri pares Franciae gaudere et uti sunt soliti.[2] Waren anfangs unter den Pairs Herzoge und Grafen in gleicher Zahl vertreten, wurde noch 1359 der Pariatus ausdrücklich an die Grafschaft Macon geknüpft, so wurde es doch im vierzehnten Jahrhunderte üblich, den Pair, in ähnlicher Weise wie im Reiche den Fürsten, zugleich zum Herzoge zu erheben; das erste Beispiel dürfte die Erhebung der Baronie Bourbon zum Herzogthume im J. 1327 sein.[3]

Es kommt nun aber auch der Titel Princeps in Frankreich vor und zwar in doppelter Bedeutung. Einmal bezeichnete er die Mitglieder des Königshauses, die Prinzen von Geblüt, wie auch die Mitglieder

  1. Martene anecd. 1, 1301.
  2. Guichenon B. Seb. 134. Leibnitz c. d. 1, 220.
  3. Ducange ad v. Pareria. Vgl. Warnkönig Fr. RG. 1, § 142. 173. 244.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_155.jpg&oldid=- (Version vom 26.5.2018)