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genannt wird[1], nannte sich der Herzog von Brabant marchio sacri imperii oder auch marchio Antverpiae[2]; da er ohnehin Fürst war, lässt sich aus seiner Stellung auf die Bedeutung des Titels nicht schliessen; dass die Mark selbst je als Fürstenthum bezeichnet worden wäre, ist mir nicht bekannt. Den Titel eines Markgrafen von Arlon setzen sowohl Walram von Limburg[3], wie die spätern Grafen von Luxemburg dem gräflichen nach; der Sohn des Grafen nennt sich 1246 sogar H. dominus de Luzzelinburch marchio de Arlo[4]; es findet sich nicht das geringste Anzeichen, dass der Titel einem Träger Fürstenrang gegeben habe.

149Was einige andere vereinzelte Titel von Herzogen und Markgrafen betrifft, so dürfte es blosse Nachlässigkeit sein, wenn wir 1214 unter den Grafen einen Markgrafen von Dillingen aufgeführt finden[5], da die Grafen von Dillingen sonst niemals den markgräflichen Titel geführt zu haben scheinen.

Der Markgraf von Homberg in einer Urkunde K. Konrads von 1242[6] dürfte ein Markgraf von Hohenburg sein, welche sich auch anderweitig in Urkunden Konrads nachweisen lassen.[7]

Solche vereinzelte Titel entstanden zuweilen dadurch, dass bei jüngern Mitgliedern der Fürstenhäuser der fürstliche Amtstitel mit dem Namen ihrer Besitzung verbunden wurde, während sie gewöhnlich andere Titel führen. Der Herzog von Bitsch in Urkunde K. Heinrichs von 1188[8] und in einem Schreiben der Fürsten an den Papst 1199[9], ist Friedrich, Bruder Herzogs Simon von Lothringen und 1205 dessen Nachfolger, welcher sich sonst nur dominus de Bites nennt.[10] Herzog von Medling heisst in einzelnen österreichischen Urkunden[11] Heinrich, Sohn Herzogs Heinrich I. von Oesterreich, gewöhnlich nur als frater ducis, in Kaiserurkunde von 1197 auch als illustris dominus Austrie, doch 1212 auch hier als dux de Medelic bezeichnet.[12] Herzog von Anhalt heisst 1219[13] Graf Heinrich von Anhalt, Sohn Herzog Bernhards von Sachsen, welcher auch selbst 1207 in Kaiserurkunde als dux B. de Anhalt vorkommt[14]; Markgraf von Anhalt heisst 1180[15] Dietrich, sonst Graf von Werben, Bruder des Markgrafen Otto von Brandenburg, dessen jüngerer Sohn Albrecht, sonst Graf von Arneburg, 1195 marchio de Tagesberc heisst[16]; als Markgraf von Groitsch erscheint 1203[17] Dietrich, Bruder des Markgrafen Konrad von Lausitz, sonst als Graf von Groitsch bezeichnet. Graf Konrad soll sich 1217 bis 1255 Herzog von Wasserburg genannt haben, weil seine Mutter dem bayerischen Hause angehörte.[18] Herzogin von Schauenburg nannte sich, wahrscheinlich

  1. Butkens 1, 22.
  2. z.B. 1229: Miraeus 1, 748.
  3. z.B. 1221: Miraeus 1, 301.
  4. Lacombl. 2, n. 300.
  5. Huillard 1, 293.
  6. Böhmer f. 2, 224.
  7. Reg. Conr. n. 94. 122.
  8. Calmet 2, 403.
  9. M. G. 4, 202.
  10. Calmet 2, 409. 414.
  11. Meiller 128. 156.
  12. Meiller 80. Erben n. 532.
  13. Guden 2, 139.
  14. M. B. 29, 538.
  15. M. G. 4, 168.
  16. Schumacher Nachr. 5, 47.
  17. Reg. Phil. n. 49.
  18. Gebhardi 1, 175.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_225.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)