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sich lediglich um Abfindung für das Allod, von irgendwelchem Antheile am Fürstenthume ist nicht die Rede, wie Gottfrid sich auch nie nach diesem nennt; er heisst 1234: G. de Lovanio filius ducis; 1238: G. de L. illustris viri H. ducis Lotharingie frater; 1251: G. de L. dominus de Lewe und G. de L. miles patruus ducis Brabantie.[1] Vom Sohn dieses Gottfrid heisst es 1270: coram J. illustri duce Brabantie ac nobilibus viris domino Henrico de Lovanio u.s.w.; 1277: Maria, relicta nobilis viri Godefridi de Lovanio, domina de Beaucignis et Gasebeke et H. de L. dominus de Harstallo filius eius; 1284: H. de L. dominus de Herstallio.[2] Auch der erstgeborne Sohn nannte sich bei Lebzeiten des Vaters nicht nach Lothringen oder Brabant, sondern, wenn er nicht lediglich als Sohn des Herzogs bezeichnet ist, nach Löwen; so 1231: Ego H. de Lovanio primogenitus H. ducis Brabantie, oder 1234: H. dux – una cum maiori filio nostro H. de Lovanio.[3] Herzog Heinrich III. hinterliess 1260 drei Söhne; der älteste Heinrich, welcher sich regierungsunfähig erwiess und 1267 das Herzogthum seinem Bruder Johann abtrat, heisst später einfach filius quondam ducis Brabantie[4]; der dritte Bruder aber erscheint als frater ducis oder als spectabilis oder nobilis vir dominus Godefridus de Brabantia dominus de Arscot et de Virzon.[5] Auch später blieb Brabant immer ungetheilt; von einer Mehrzahl von Herzogen ist hier nie die Rede.

Ganz ebenso finden wir in Lothringen immer ein ungetheiltes Herzogthum, und jüngere Brüder, welche nur den Herrentitel führen ohne irgend ein Zeichen des Fürstenstandes. Friedrich, Bruder Herzog Simon II., heisst allerdings 1188 und 1199 vereinzelt Herzog, sonst Herr zu Bitsch[6]; das ist aber auch die einzige mir bekannte Ausnahme; heissen ein anderer Bruder Matthäus und dessen Nachkommen Grafen von Toul, so waren sie auch wirklich vom Bischofe mit der Grafschaft belehnt. Jüngere Söhne des 1206 gestorbenen Herzogs Friedrich I. sind Dietrich Herr von Chatelet, Philipp Herr von Gerbeviller, Heinrich Herr von Bayon; ein jüngerer Sohn des 1226 gestorbenen Herzog Friedrich II. ist Rainald Herr von Bitsch; entsprechend war die Bezeichnung in den spätern Generationen.[7]

Dieselbe Sitte, dass die jungern Söhne, soweit sie nicht geistlich werden, oder soweit nicht für mehrere, wie bei der Vererbung von Flandern, Hennegau und Namur wiederholt der Fall war, Grafschaften vorhanden waren, nur den Herrentitel führen, finden wir nun auch bei allen lothringischen und den mit ihnen zusammenhängenden westfälischen Magnatenfamilien; so bei den Herzogen von Limburg und den Grafenhäusern dieser Länder, wobei nur etwa von der noch in das

  1. Miraeus 2, 992. 1, 421. 423. 2, 997.
  2. Miraeus 4, 567. 1, 774. 439.
  3. Miraeus 4. 232. 3, 96.
  4. Miraeus 1, 436.
  5. Lacombl. 2, n. 680. 965. 1057. 1058. 3, n. 37. Miraeus 1, 319. 776.
  6. Vgl. § 149 n. 4. 5. 6.
  7. Vgl. Gebhardi 1, 430 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)