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K. Friedrich im September 1227 die frühere Entscheidung[1]; im Januar 1228 ermächtigte der König den Erzbischof, den Bischof nöthigenfalls mit Hülfe des Herzogs von Oesterreich und des Markgrafen von Istrien zum Empfange der Regalien zu zwingen.[2] Von Seiten Gurks war die Sache auch beim Papste anhängig gemacht, welcher schon im April 1227 Richter für dieselbe bestellte[3]; im September 1228 beklagte sich K. Heinrich darüber, weil über Reichslehnssachen nur er zu richten habe und entschied wiederholt: memoratum ius regalium esse feudum – a predecessoribus nostris profectum – et de ipso feodo Salzburgensem archiepiscopum et suam ecclesiam a predecessoribus nostris iam dudum recognoscimus infeodatum[4]; 1230 erfolgte dann nochmals eine kaiserliche Entscheidung, durch welche die Kirche von Gurk cum omni jure investiturae regalium, hominii videlicet et fidelitatis, ihrer Mutterkirche unterworfen wird.[5]

Dass der Erzbischof von Salzburg nach solchen Vorgängen bei der Stiftung weiterer Suffraganbisthümer gerade diesen Punkt scharf im Auge behielt, ist sehr erklärlich. Im J. 1213 erlaubte ihm K. Friedrich, in Chiemsee einen Bischof zu setzen: qui tantum ad Salzburgenses archiepiscopos et non ad imperium in regalibus et investitura debeat habere respectum, und 1215, dort ein Bisthum zu errichten, in qua etiam investituram regalium ad te volumus pertinere, quia tempore abbacie a predecessoribus nostris et nobis tibi et successoribus tuis eandem investituram recognoscimus attributam.[6] Im J. 1218 bestätigt der König dem Erzbischofe die Stiftung der beiden Bisthümer Chiemsee und Seckau, und bewilligt, dass den Bischöfen gestattet sein solle, alles, was ihnen an Burgen, Ministerialen, Münzen und Zöllen zugewandt werden möge, nomine regalium possidere et episcopi eorum a te et a successoribus tuis – more vassalorum ea recipiant et cum juramento fidelitatis praestent hominium et in juramento fidelitatis nullum penitus excipiant vel excludant; – volumus etiam, ut eisdem vacantibus sedibus regalia ad solum archiepiscopum respectum habeant, donec ipse vacanti ecclesiae in pastore provideat, qui regalia de manu ipsius in forma accipiat supradicta.[7] Nicht minder bestimmt wird in den erzbischöflichen Gründungsurkunden beider Bisthümer[8], dann in der päpstlichen Bewilligung für Seckau[9] auf Ernennung und Belehnung der Bischöfe durch den Erzbischof hingewiesen. Auch bei der Stiftung von Lavant im J. 1228 behielt sich der Erzbischof die Ernennung und wohl auch die Belehnung des Bischofs vor, da es in der päpstlichen Bewilligungsurkunde heisst: reservatis per omnia privilegiis et honoribus archiepiscopi et ecclesie Salzburgensis, sicut in duobus aliis episcopatibus sunt servata.[10]

  1. Juvavia T. 250.
  2. Reg. Henr. r. n. 172.
  3. Huillard 3, 20 Anm. 2.
  4. Meiller 143.
  5. Juvavia T. 250.
  6. M. B. 30, 13. 25.
  7. Dipl. Stir. 1, 194.
  8. M. B. 2, 593. Juvavia T. 266. 263.
  9. Dipl. Stir. 1, 198. 302.
  10. Juvavia T. 263. Hansiz G. S. 2, 328.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_315.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)