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iam diu tenuerant, a Bertolfo duce extorsit, prestitis sibi trium episcopatuum advocatia cum investitura regalium, scilicet Lausannensis, Genevensis, Sedunensis.[1] Erzählt das Otto von S. Blasien zu einer spätern Zeit, so muss es bald nach der Heirath geschehen sein, da Otto von Freising davon weiss, wenn er vom Herzoge sagt: Tres civitates inter Juram et montem Jovis, Losannam, Gebennam et N. accepit, caeteris omnibus imperatrici relictis.[2]

Für Genf wurde dieses Verhältniss bald gelöst. Auf dem grossen Tage zu S. Jean de Losne im J. 1162 klagte der Bischof vor dem Reiche über die gewaltsamen Eingriffe des Herzogs und des Grafen von Genf in die Regalien der Kirche; der Kaiser frug vom Bischofe von Würzburg ein Urtheil: utrum concessio illa de regalibus Gebennensis ecclesie, quam duci Bertholde feceramus, stare posset vel deberet, worauf der Bischof mit allgemeiner Zustimmung erklärte: quod post primam investituram factam in episcopum Gebennensem, in aliam personam transfundere non liceret et concessio duci facta nullatenus rata esse posset; das bestätigend erklärte dann der Kaiser: quod post nostram maiestatem nullus habeat dominium in ecclesia Gebennensi nisi solus episcopus.[3] Die Reichsunmittelbarkeit erscheint denn auch später nicht mehr bestritten zu sein; 1185 erhält der Bischof vom Kaiser die Regalien[4]; 1211 liess er sich vom Grafen von Savoyen, welcher hoffen mochte, dieselben vom Kaiser zu erlangen, eine Versicherung ausstellen, dass er das Investiturrecht, auch wenn es ihm angeboten würde, nicht annehmen wolle[5]; und 1291 erklärten Kapitel und Bischof: quod episcopus Gebennensis ipse solus et in solidum dominus est et princeps civitatis Gebennensis non habens in dominatu eiusdem participem vel consortem – et quod ipsam civitatem Gebennensem – et universa bona temporalia ad ecclesiam Gebennensem pertinentia a solo imperatore Romano immediate dignoscitur obtinere, nulli alii regi, principi seculari vel baroni in toto vel in parte subtus vel subiectus.[6]

Der Bischof von Lausanne klagte 1174 vor dem Reiche: quod cum Lausanenses electi a sola manu imperiali regalia accipere semper consuevissent et deberent, ipse dominus imperator ius suum in regalibus concedendis duci Berchtoldo contulisset. Der um das Urtheil gefragte Bischof von Strassburg, welchem andere Bischöfe zustimmten, erklärte, dass der Kaiser dem Bischofe auch in Abwesenheit des Herzogs sein Recht wieder zusprechen solle; dagegen urtheilte der um seine Zustimmung befragte Bischof von Basel, welchem die Menge der Laien zustimmte, allerdings: quod dominus imperator nec debuit nec potuit duci Berchtoldo conferre ius regalium et auferre ecclesie, dass aber in Abwesenheit des Herzogs nicht darüber entschieden werden dürfe. Ob die Kirche in Folge dessen wirklich ihre Freiheit wiedererlangte, ist

  1. Böhmer f. 3, 602.
  2. Gest. Frid. l. 2. c. 30.
  3. Muratori ant. It. 6, 57.
  4. Reg. imp. n. 2685.
  5. Cibrario Savoya 2, 27.
  6. Wurstemberger 4, 501. 504.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_320.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)