Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 321.jpg

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unbekannt; wenn der Papst ihr noch 1178 nur das frühere Versprechen des Herzogs, die Freiheit der Wahl nicht zu beeinträchtigen, bestätigt, so lässt das kaum darauf schliessen; doch mochte dafür auch die blosse Vogtei massgebend sein, welche den Zähringern erweislich noch bei ihrem Aussterben 1218 zustand.[1] Damals dürfte denn auch jedenfalls die Belehnung an das Reich zurückgekommen sein, wenn das nicht schon früher der Fall war. Im J. 1275 erhält der Bischof vom Könige die Regalien[2], wird 1291 ausdrücklich von ihm als Princeps bezeichnet[3]; wieder wird er 1299 und 1302 als Princeps mit den Regalien seines Principatus belehnt.[4] Trotz der früher erwähnten Unechtheit der Urkunde vom J. 1273, durch welche der Bischof ausdrücklich zum Reichsfürsten erhoben sein soll[5], wird demnach sein Fürstenstand nicht zu bezweifeln sein; sie dürfte, wohl zur Abwehr savoyscher Uebergriffe, in einer Zeit gefertigt sein, als die alten Grundlagen des Reichsfürstenstandes schon in Vergessenheit gerathen waren.

Dass im vierzehnten Jahrhunderte die Regalien der beiden Bisthümer Lausanne und Genf dem Reiche zustanden, ersehen wir aus einer Urkunde, welche zur Beurtheilung des damaligen Bestandes der Reichsrechte in Burgund überhaupt von der grössten Wichtigkeit ist. Herzog Heinrich von Niederbaiern schloss nämlich 1333, als seine Wahl an das Reich betrieben wurde, ein Bündniss mit dem Könige von Frankreich und verpfändete demselben als Ersatz für aufgewandte Mühen und Kosten: temporalitatem archiepiscopatus Arelatensis et civitatem et omnia, que tenent ac tenere debent archiepiscopus capitulum ecclesia Arelatensis civitas et nobiles, ac quicunque alii de dictis civitate et archiepiscopatu a regno seu imperio Romanorum regalias feoda abbatias monetas monetagia et portus et generaliter quecunque alia quocunque nomine nuncupentur; item comitatum Provincie ac Forcalqueri regalias feoda ut supra salinas thelonea et gabellas; item temporalitatem episcopatus Avinionensis et civitatem et omnia que tenent et tenere debent episcopus capitulum ecclesia civitas cetera ut supra; item temporalitatem episcopatus princerie Aurengiensis et civitatem regalias feoda ut supra; item temporalitatem episcopatus S. Pauli et civitatem regalias et cetera ut supra; item temporalitatem episcopatus Massiliensis et civitatem et omnia que tenent et tenere debent et cetera ut supra; item civitates Valentie et Dye et temporalitates episcopatuum comitatus Valentinorum et omnia que tenent et tenere debent et cetera ut supra; item temporalitatem archiepiscopatus Ebredunensis et civitatem et omnia que tenent et tenere debent ut supra; item temporalitatem archiepiscopatus Viennensis et civitatem et omnia que tenent ut supra; item Delfinatum et comitatum Dalbonensis feoda tenementa et omnia alia pertinentia

  1. Schöpflin Bad. 5, 105. 117. 121. 150.
  2. Reg. Rud. n. 1155.
  3. H. de Dauph. 2, 55.
  4. Mem. de 1a Suisse Rom. 7a, 74. 81.
  5. Vgl. § 64 n. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_321.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)