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sich dürfte eine solche Schenkung nichts auffallendes haben, wenn die entsprechenden Fälle auch durchweg die Abhängigkeit einer bischöflichen Kirche in ihren Temporalien nicht von einem andern Bischöfe, sondern von einem Erzbischöfe betreffen; doch möchten einige ungewöhnliche Formeln und der mit dem Itinerar nicht zu vereinigende Ausstellort Bedenken gegen die Echtheit der Urkunde erregen. Später wird hier die Abhängigkeit vom Grafen von Savoien, in dessen Umgebung die Bischöfe häufig vorkommen, kaum zu bezweifeln sein.

Genauer unterrichtet sind wir über ein anderes in diesen Kreis zu ziehendes Bisthum, das von Sitten, zur Provinz von Tarentaise gehörig. In Urkunde vom J. 1189 erzählt K. Heinrich, wie Graf Humbert von Savoien wegen seiner Widersetzlichkeit gegen das Reich geächtet und ihm Allod und Lehen abgesprochen sei; dass er jetzt nach dessen Tode den Sohn Thomas wieder zu Gnaden aufgenommen habe, aber: ex ipsius consensu et bona voluntate et communicato principum imperii consilio Sedunensem episcopatum ad manum imperii retinuimus specialiter, cuius ecclesie episcopi ante tempora illa de manu comitum Sabaudie per aliquod tempus recipiebant regalia. Sub ergo hac forma episcopatum illum imperio specialiter retinuimus, ut ecclesia Sedunensis et eiusdem ecclesie episcopi ad coronam imperii iure perpetuo pertineant, ac de manu imperii regalia accipiant, ad cuius rei certiorem evidentiam W. episcopum – de regalibus investivimus, qui investituram regalium Sedunensis episcopatus de manu nostra recepit, eamque omnes eius successores de manu imperii sunt recepturi. Ad ampliorem quoque Sedunensis ecclesie dignitatem et exaltationem imperiali simul et regali edicto statuimus, ut nullus de cetero Sedunensis episcopus investituram regalium nonnisi de manu imperii recipiat et a corona imperii nunquam alienetur.[1]

Seit wann hier Savoien die Investitur zustand, ist nicht klar. Erscheint Sitten unter den Bisthümern, welche 1157 an den Herzog von Zähringen kamen[2], so sollte man schliessen, dass es bis dahin Reichsbisthum war. Das wird aber doch höchst unwahrscheinlich dadurch, dass wir fast kein Zeugniss einer Verbindung des Bisthums mit dem Reiche finden; nur zur Zeit K. Heinrichs IV. finden wir den Bisohof Hermanfrid 1075 beim Könige zu Worms, wo er am Ende der Bischofsreihe steht, und 1082 und 1087 ist er sogar als Kanzler des burgundischen Reiches zu erweisen[3]; seine Nachfolger scheinen aber nie am königlichen Hofe gewesen zu sein. Die zähringische Hoheit dürfte nie wirksam geworden sein; es finden sich keine Urkunden des Herzogs für das Bisthum und in der Urkunde vom J. 1189 wird sie gar nicht erwähnt.

So bestimmt nun durch diese die Regalien dem Reiche vorbehalten wurden, so hatte das doch keinen Bestand. Schon 1224 heisst es in

  1. Gallia chr. 12, 433.
  2. Vgl. § 210 n. 11.
  3. Würdtwein n. s. 10, 1. Zeerleder 1, 46. Mem. de la Suisse Rom. 1, 160.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_325.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2018)