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So wurden denn auch dem Bischofe von Viviers 1177, 1214 und 1236 vom Kaiser Privilegien und Regalien bestätigt, ohne dass er als Fürst bezeichnet würde; bezüglich seiner Unmittelbarkeit sagt der Kaiser 1177 bestimmt: Preterea statuimus, ut ecclesia de liberalitate camerae nostrae decorata, nullo unquam tempore aliquem, exceptio suo pontifice, dominum habeat et possessorem praeter Romanum regem vel imperatorem; et ut nulla laicalis persona rege inferior, ad ipstus civitatis dominium aspiret vel erigatur in perpetuum imperiali edicto interdicimus; nolumus enim in clericorum cervicibus saecularem dominari potestatem.[1] Doch scheinen, ähnlich wie bei Lyon, nicht alle Regalien seines am rechten Rhoneufer gelegenen Sprengels Reichslehen gewesen zu sein; wenigstens ist in dem Vertrage von 1333 nur von den Regalien des zum Kaiserreiche gehörigen Theiles die Rede; damit mag zusammenhängen, dass er später den Titel eines Fürsten von Donzere nach einer am linken Rhoneufer im Sprengel von S. Paul liegenden Besitzung seiner Kirche führte.[2]

214 In den südburgundischen Kirchenprovinzen, welche vorzugsweise das Gebiet der Grafen von Provence und Forcalquier umfassen, scheinen manche Bisthümer nicht reichsunmittelbar gewesen zu sein. In einem Theilungsvertrage vom J. 1125 erhält Ildefons von Toulouse das zur Provence gehörige Land zwischen Isére und Durance cum comitatibus et castellis et episcopatibus omnibus universis in se existentibus et ad se qualicumque modo pertinentibus; Raimund von Barcelona erhält den Theil zwischen der Durance, Rhone, dem Meer und den Alpen cum civitatibus et castellis omnibus et fortitudinibus universis archiepiscopatibus, episcopatibus et villis et territoriis omnibus, quantum dici vel numerari potest infra predictos terminos et nos habemus vel aliqua ratione vel authoritate habere debemus.[3] Gab es hier von vornherein mittelbare Bisthümer, so musste das insbesondere bei den ersten Anjou hervortretende Streben, durch Ausdehnung ihrer Hoheit auch über die unmittelbaren Bisthümer ihr Gebiet möglichst zu schliessen, sehr dadurch gefördert werden.

In der Grafschaft Forcalquier und den andern Landstrichen nördlich der Durance scheint die Reichsunmittelbarkeit doch wohl die Regel gewesen zu sein. Für den Erzbischof von Embrun liegt uns schon 1147 eine Regalienverleihung vor; K. Konrad schreibt ihm nämlich: Tibi – Ebredunensis urbis et totius episcopatus tui nostra regalia concedimus, iusticias, monetam, pedaticum, utraque strata telluris et fluminis Durantiae[4]; 1238 bestätigte K. Friedrich dieses und ein anderes Privileg von 1151[5]; 1251 soll er vom Könige Fürst genannt sein.[6] Es werden denn auch nicht allein noch 1333 die Regalien des

  1. H. de Langued. 3, 148. Huillard 1, 329. 4, 806.
  2. Büsching 2, 464. 528.
  3. H. de Langued. 2, 439. Bei Papon 2,11 fehlt „episcopatibus“ beim Antheile Raimunds.
  4. H. de Dauph, 1, 88.
  5. Huillard 5, 196. Vgl. Gallia chr. 1, T. 464.
  6. Gallia chr. 3, T. 1079.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_330.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)