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vom J. 1238 anführten[1]; 1333 wird Arles unter den reichslehnbaren Bisthümern aufgeführt; 1442 nimmt K. Friedrich den Erzbischof, principem et amicum nostrum carissimum, und seine Kirche in den Reichsschutz[2]; noch später nannte sich derselbe einen Fürsten von Montdragon.[3] Es beruhte ja auch die besondere staatsrechtliche Stellung der sogenannten Terrae adjacentes, zu welchen die erzbischöflichen Besitzungen gehörten, noch später darauf, dass sie als reichsunmittelbar der Provence nicht einverleibt waren.[4]

Von den Suffraganen von Arles nördlich der Durance werden die von S. Paul Trois-Châteaux, Orange und Avignon noch 1333 als Reichsbisthümer bezeichnet.[5] Für den ersteren finden wir 1154, dann in wörtlicher Wiederholung 1214 und 1238 kaiserliche Regalienbestätigungen[6] ohne Gebrauch des Fürstentitels, wie nach früher Gesagtem nicht auffallen kann.[7] Etwaige Reste seiner Unmittelbarkeit verlor er 1408 durch Eingehung eines Condominium mit dem Delfin, wonach alle bischöflichen Temporalien beiden in Zukunft gemeinsam zustehen sollten.[8] Ueber die bezüglichen Verhältnisse des Bischofs von Orange ist mir näheres nicht bekannt. Der Bischof von Avignon wird 1157 laut einem 1238 bestätigten Privileg vom Kaiser nach Ablegung des Lehnseides mit allen Regalien seiner Kirche belehnt[9]; in weitern undatirten Urkunden bezeichnet K. Friedrich I. ihn als dilectum et honestum principem nostrum und erklärt ausdrücklich, dass er in seinen Temporalien Niemandem, als dem römischen Reiche unterworfen sei.[10] Für einzelne Besitzungen der Kirche aber leistete er 1309 dem K. Robert als Grafen von Provence den Treueid.[11]

Die Regalien der Bisthümer der Grafschaft Venaissin, Vaison, Carpentras und Cavaillon, werden weder 1333 erwähnt, noch ist mir irgend eine ältere Regalienbestätigung oder ein anderes kaiserliches Privileg für dieselben bekannt. War nun in dem Vertrage von 1125 auch von Bisthümern nördlich von der Durance die Rede, welche den Grafen unterworfen seien, so dürfte zunächst an diese zu denken sein. Vom Bischofe von Carpentras wird erwähnt, dass er 1235 dem Grafen von Toulouse als Gebanntem den Lehnseid weigerte; 1239 erklärt er dann ausdrücklich, dass er die Stadt Carpentras und andere genannte Besitzungen von Raimund von Toulouse, welcher 1235 vom Kaiser mit der Grafschaft Venaissin belehnt war, zu Lehn trage und dass er per nos et successores nostros nomine ecclesiae supradictae fecisse sacramentum fidelitatis vobis domino comiti supradicto – et osculum fidei praestitisse.[12] Die Bischöfe von Vaison und Cavaillon wurden 1282 vom Rektor der Grafschaft Venaissin ad consilium maioris curiae

  1. Acta Henr. 2, 186.
  2. Reg. Fr. IV n. 1175.
  3. Büsching 2, 473.
  4. Gebhardi 1, 233. Büsching 2, 469.
  5. Vgl. § 210 n. 22.
  6. Gallia chr. 1, 120. Huillard 1, 338. 5, 231.
  7. Vgl. § 213 n. 16.
  8. Gallia chr. 1, 123.
  9. Huillard 5, 228.
  10. Gallia chr. 1, 142. 143.
  11. Gallia chr. 1, 144.
  12. Papon 2, T. 313. H. de Langued. 3, 396.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_334.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)