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Reichsbelehnungen, wie sie sich 1706 für Kaisersheim, 1712 für Irsee finden[1],ist denn auch von Regalien nicht die Rede.

231 Im Sprengel von Chur führten die Aebte von Pfäfers und Dissentis den Fürstentitel noch fort, als sie bereits durch die Eidgenossenschaft dem Reiche entfremdet waren. Pfäfers war alte Reichsabtei, wurde vom Könige 905 an den Bischof Salomon von Konstanz, 909 von diesem an die Abtei S. Gallen geschenkt und dieser 912 bestätigt, 949 und später gehört es, wenn anders die betreffenden Urkunden echt sind, wieder dem Reiche; 1095 wird es vom Kaiser dem Bisthume Basel geschenkt und 1114 bestätigt[2]; der Papst erklärte die Schenkung jedoch für ungültig, denn, wie er 1116 sagt, es stehe fest, monasterium ipsum non a regibus vel imperatoribus, sed ab aliis fidelibus viris fundatum; nec donorum regalium munificentia, sed aliorum fidelium oblatione ditatum; auch hätten die Kaiser ihm bewilligt, dass es frei sein und nicht verliehen oder verschenkt werden solle.[3] Pfäfers blieb anscheinend von da ab Reichsabtei und sein Abt Reichsfürst; die Urkunde, durch welche er angeblich 1196 zum Fürsten erhoben wurde, ist allerdings unecht[4]; aber er wird auch in echten Kaiserurkunden Fürst genannt[5], steht in der Zeugenreihe andern Fürstäbten vor[6] und wird mit den Regalien belehnt.[7] Dissentis wurde vom Kaiser 1020 dem Bisthume Brixen geschenkt, ihm 1040 bestätigt, 1048 aber ausdrücklich in pristinam libertatem et in ius regni restituirt; folgen dennoch 1057 und 1117 Bestätigungen der frühern Schenkung[8], wohl auf einfache Vorlage der bezüglichen Briefe, so dürfte dadurch die Unmittelbarkeit der Abtei nicht beeinträchtigt worden sein, da sich keinerlei Spur einer Abhängigkeit von Brixen weiter zeigt. Als Zeichen des Fürstenstandes des Abtes wüsste ich aber aus früherer Zeit nur geltend zu machen, dass er 1213 dem Fürstabte von Rheinau vorsteht. Von andern Reichsabteien des Sprengels wurde Taufers bereits 881 an das Bisthum Chur, Teggingen 1016 an das Bisthum Bamberg geschenkt.[9]

232 Im Sprengel von Basel gehörte der Abt von Murbach von jeher zu den Fürsten[10], bis er dem Reiche durch Frankreich entfremdet wurde.[11] Ausser ihm werden schon in den ältesten Reichsmatrikeln keine unmittelbare Abteien im Sprengel genannt. Doch scheint Münster im Gregorienthal noch im siebzehnten Jahrhunderte als solche gegolten zu haben[12]; mit Murbach, Masmünster und Münster in Granfelden

  1. Lünig C. F. 1, 530. 531. 523. 526. 527.
  2. Vgl. Schweiz. Reg. ld. n. 11 ff.
  3. Eichhorn 46.
  4. Vgl. § 65 n. 2.
  5. 1282. 1310: Herrgott 2, 508. Eichhorn 107.
  6. 1130. 1213: Schöpflin A. D. 1, 479. Huillard 1, 259.
  7. Reg. Rud. n. 696. Henr. VII. add. XXI.
  8. Mohr c. d. 1, 110. 123. 128. 132. 156.
  9. Reg. Kar. n. 922. imp. 1157.
  10. Fürst: 1221-1342: Or. Guelf. 3, 680. M. G. 4, 250. 399. Huillard 3, 78. 4, 820. Herrgott 3, 460. Lünig 19, 972. 973. 981. Regalien: Reg. Lud. n. 2247. Rup. 1595. Fr. IV. 1111. 7383. 1368 u.s.w.: Lünig 19, 983 u.s.w.
  11. Vgl. Moser 35, 206.
  12. Vgl. Moser 37, 219.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_366.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)