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Sohn also an: „O Sohn, mit tausend Bitten habe ich deine Geburt von Gott erfleht und dich mit grösster Sorgfalt erzogen, seit du in dieses Leben eingetreten bist, und ich kannte kein grösseres Glück, als dich in deiner Manneskraft zu erblicken und dich bei meinem Tode als Erben meiner Herrschaft zu hinterlassen. 229 Aber weil ich durch Gottes Willen dein Vater geworden bin, und er jetzt von mir fordert, deiner zu entsagen, so ertrage starkmütig deine eigene Opferung. Denn ich trete dich an Gott ab, da er dies zu seiner Ehre verlangt und stets mein gnädiger Helfer und Beschützer gewesen ist. 230 Wie du nicht dem gewöhnlichen Lauf der Dinge gemäss geboren wurdest, so sollst du auch aus dem Leben scheiden auf besondere Weise, nämlich von deinem eigenen Vater Gott, dem Erzeuger aller Dinge, zum Opfer gebracht werden. Hat er dich doch für wert gehalten, dass du nicht durch Krankheit, Krieg oder ein anderes Unglück, wie es den Menschen zuzustossen pflegt, aus diesem Leben scheidest, 231 sondern dass er deine Seele unter Gebet und feierlichem Opfer aufnehme und bei sich unterbringe. Du wirst deshalb doch der Pfleger und Hüter meines Alters sein, wozu ich dich vornehmlich erzog, indem du durch dein Verdienst Gott an deine Stelle setzest.“

(4.) 232 Isak aber, edelmütig, da er von einem solchen Vater abstammte, nahm die Rede gutwillig auf und sprach: Er wäre nicht wert geboren zu sein, wenn er nicht dem folgen würde, was Gott und sein Vater über ihn beschlossen hätten, da es doch schon unrecht sei, den Gehorsam zu versagen, wenn sein Vater allein befehlen würde. Darauf trat er zum Altare hin, um sich schlachten zu lassen. 233 Und sicher würde dies auch geschehen sein, wenn Gott es nicht verhindert hätte. Denn er rief Abram beim Namen und hiess ihn von der Tötung seines Sohnes abstehen. Er sei nicht begierig nach Menschenblut und habe auch den Tod Isaks nicht verlangt, um ihn dem Vater, dem er selbst ihn geschenkt, so grausam wieder zu nehmen, sondern er habe ihn nur erproben wollen,

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/50&oldid=- (Version vom 4.8.2020)