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eine Tochter Dina. Später gebar auch Rachel noch einen Sohn Joseph, das heisst „Zuwachs zukünftiger Sache.“

(8.) 309 Während dieser ganzen Zeit, zwanzig Jahre lang, weidete und besorgte Jakob dem Schwiegervater die Herden. Nach Ablauf dieser Zeit aber begehrte er, mit seinen Weibern nach der Heimat zurückkehren zu dürfen, und da sein Schwiegervater dies verweigerte, beschloss er, es heimlich zu thun. 310 Nachdem er die Weiber um ihre Meinung gefragt, und diese die Reise gebilligt, nahm Rachel die Götzenbilder, die man von alters her verehrte, und floh mit ihrer Schwester, ihren beiderseitigen Kindern, den Dienerinnen nebst ihren Kindern und der gesamten Habe. 311 Jakob aber trieb die Hälfte des Viehes weg, ohne dass Laban dies merkte. Die Götzenbilder aber nahm Rachel mit, obgleich Jakob sie gelehrt hatte, ihre Verehrung zu verschmähen; sie wollte nämlich, wenn ihr Vater ihnen nachsetzte und sie ergriffe, zu ihnen wenigstens ihre Zuflucht nehmen, um seine Verzeihung zu erlangen.

(9.) 312 Laban, der die Flucht Jakobs und seiner Töchter erst am dritten Tage nachher erfuhr, setzte ihnen voll Zorn mit einer starken Schar nach und erreichte sie am siebenten Tage, als sie sich auf einem Hügel zur Ruhe gelegt hatten; 313 doch enthielt er sich wegen des baldigen Anbruches der Nacht des Angriffes. Gott aber erschien ihm im Schlafe und ermahnte ihn, dem Schwiegersohn und den Töchtern versöhnlich entgegen zu treten und nicht im Zorne gegen sie hart zu verfahren; vielmehr solle er mit Jakob ein Bündnis schliessen, denn er (Gott) werde mit Jakob streiten, wenn Laban sich mit ihm in Geringschätzung seiner kleinen Streitmacht in einen Kampf einlassen wolle. 314 Auf diese Vorstellungen Gottes lud Laban am folgenden Tage den Jakob zu einer Unterredung, indem er ihm Kunde von seinem Traume gab. Und da Jakob vertrauensvoll zu ihm kam, machte er ihm Vorwürfe und schalt ihn: arm und hilfsbedürftig habe er ihn aufgenommen und ihm von

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/64&oldid=- (Version vom 4.8.2020)