Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/69

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

um sich den Schmuck der Frauen dieser Gegend anzusehen. Da erblickte sie Sychem, des Königs Emmor Sohn, raubte und schändete sie, und von Liebe zu ihr ergriffen bat er seinen Vater, ihm das Mädchen zur Ehe zu geben. 338 Dieser willfahrte ihm, ging zu Jakob und ersuchte ihn, seinem Sohne Sychem die Dina zur rechtmässigen Ehe zu geben. Jakob aber, der weder nein sagen wollte wegen der hohen Würde des Antragstellers, noch auch seine Tochter einem Fremdling vermählen mochte, erbat sich Bedenkzeit, 339 und der König entfernte sich in der Hoffnung, Jakob werde in die Vermählung einwilligen. Alsdann teilte Jakob seinen Söhnen die ihrer Schwester widerfahrene Beleidigung und den Antrag Emmors mit und hiess sie überlegen, was zu thun sei. Die meisten von ihnen schwiegen, ungewiss über das, was man unternehmen solle. Simeon und Levis aber, die rechten Brüder des Mädchens, einigten sich über folgendes Vorgehen. 340 Als die Sikimiten ein Fest feierten und sich beim Mahle vergnügten, überfielen sie zuerst die Wächter und machten dieselben im Schlafe nieder; dann drangen sie in die Stadt, töteten alle Männer, auch den König und seinen Sohn, und verschonten nur die Weiber. Und als sie dies, ohne Vorwissen ihres Vaters, vollführt hatten, brachten sie ihre Schwester wieder zurück.

(2.) 341 Jakob war erschüttert über dies Beginnen und zürnte deshalb seinen Söhnen. Gott aber erschien ihm, hiess ihn wohlgemut sein und nach Reinigung der Zelte ihm diejenigen Opfer darbringen, die er ihm auf der Reise nach Mesopotamien nach der Traumerscheinung gelobt hatte. 342 Als er nun die Seinen durch ein Sühnopfer gereinigt, stiess er auf die Götzenbilder Labans, die Rachel ohne sein Vorwissen mitgenommen hatte, und er vergrub sie bei Sikim unter einer Eiche. Dann zog er von da weg und opferte bei Bethel, wo er die Traumerscheinung gesehen hatte, als er nach Mesopotamien reiste.

343 Als er auch von hier fort- und nach Ephratana gezogen

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/69&oldid=- (Version vom 4.8.2020)