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(3.) 64 Als die Römer das erkannt hatten, warfen sie an den Sabbaten weder Steine gegen die Juden, noch liessen sie sich auf einen anderen Kampf mit ihnen ein, sondern sie errichteten Wälle und Türme und brachten die Maschinen heran, um sie am folgenden Tage verwenden zu können. 65 Wie sehr wir uns aber der Verehrung Gottes und der Beobachtung der Gesetze befleissigen, kann man daraus ersehen, dass sich die Priester während der Belagerung durch Furcht nicht abhalten liessen, die Opfer darzubringen. Vielmehr versahen sie sowohl in der Morgenfrühe als um die neunte Stunde[1] den Gottesdienst und unterliessen denselben nicht einmal dann, wenn sich ein besonders schlimmer Zufall bei der Belagerung ereignete. 66 Beispielsweise als die Stadt an dem Fasttage im dritten Monat, in der hundertneunundsiebzigsten Olympiade, unter dem Konsulate des Gajus Antonius und des Marcus Tullius Cicero eingenommen wurde[2] und die eindringenden Feinde alle im Tempel Befindlichen niedermachten, 67 liessen sich die Priester beim Gottesdienste nicht im geringsten stören und weder aus Furcht für ihr Leben noch durch die Menge der Getöteten sich bewegen, zu fliehen, sondern sie wollten lieber das Unvermeidliche an den Altären selbst erdulden, als irgend eine Vorschrift des Gesetzes übertreten. 68 Dass dies nicht bloss leere Worte sind, die einer falschen Frömmigkeit das Lob reden sollen, sondern völlig der Wahrheit entspricht, bezeugen alle Schriftsteller, die des Pompejus Thaten aufzeichneten, darunter Strabo und Nikolaus und ausserdem Titus Livius, der römische Geschichtschreiber.

(4.) 69 Nachdem nun der grösste der Türme unter den Stössen der herbeigeschafften Maschinen gefallen war und so eine Bresche sich gebildet hatte, drangen die Feinde ein. Zuerst erstieg Cornelius Faustus, Sohn des Sulla, mit seiner Kriegerschar die Mauer, dann an einer

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/217&oldid=- (Version vom 12.12.2020)
  1. Drei Uhr nachmittags.
  2. 63 v. Chr.