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in ein schlau gelegtes Netz verstrickte. 34 Pheroras stand unter dem Einflusse seiner Gattin, seiner Schwiegermutter und seiner Schwägerin. Obgleich ihm diese Frauen wegen des Unrechtes, das sie seinen unverheirateten Töchtern zugefügt hatten, im Grunde höchst verhasst waren, so liess er sich doch von ihnen leiten und vermochte nichts ohne sie zu thun, da sie ihn ganz in ihrem Banne hatten und untereinander völlig einverstanden waren. 35 Infolgedessen aber ward auch Antipater von ihnen beherrscht, teils durch seine eigne Schuld, teils seiner Mutter zuliebe, die, wie man sagte, im stillen zu den Frauen hielt. In der Folge entstand zwischen Pheroras und Antipater scheinbarer Streit, und zwar verhielt sich die Sache also. 36 Die Schwester des Königs hatte ihr Einverständnis längst durchschaut, und da sie darin nichts Gutes für Herodes witterte, säumte sie nicht, dasselbe anzuzeigen. 37 Als die beiden nun einsahen, dass ihr Zusammenhalten das Missfallen des Königs erregte, beschlossen sie, öffentlich sich entzweit zu stellen, besonders in Gegenwart des Herodes oder eines Höflings, der ihm davon Mitteilung machen könnte, insgeheim jedoch um so fester sich aneinander anzuschliessen, was sie denn auch thaten. 38 Der Salome aber blieb weder diese ihre Absicht noch ihre eigentliche Gesinnung verborgen. Vielmehr wusste sie alles zu erspähen und mit grösster Übertreibung ihrem Bruder von geheimen Zusammenkünften, Trinkgelagen und versteckten Anschlägen zu berichten, die, wie sie sagte, gewiss nicht die Öffentlichkeit zu scheuen hätten, wenn sie nicht seinen Untergang bezweckten. 39 Denn öffentlich stellten sich die beiden entzweit und wüssten nicht genug Schmähungen gegeneinander zu häufen, während sie, sobald sie sich allein wüssten, gemeinschaftlich in bester Freundschaft Pläne gegen die schmiedeten, denen sie ihr Einvernehmen zu verhehlen bemüht seien. 40 So erfuhr Salome alles und hinterbrachte es bei erster Gelegenheit ihrem Bruder, der auch selbst wohl manches gemerkt hatte, aber noch nichts zu unternehmen wagte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/443&oldid=- (Version vom 13.12.2020)