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aber befahl, ihn in die Mitte zu stellen, und brach in Klagen über seine Kinder aus, von denen er schon so viel gelitten, noch ehe Antipaters Ruchlosigkeit seine alten Tage verbittert habe. Dann erwähnte er, wie grosse Sorgfalt er auf ihre Erziehung und Bildung verwendet und welche Schätze er ihnen jederzeit, so oft sie dies gewünscht, habe zukommen lassen. 95 Dafür sei ihm der Dank zuteil geworden, dass sie ihm nach dem Leben trachteten und die Herrschaft in Besitz zu nehmen strebten, noch ehe das Schicksal oder das Gesetz oder der Wille ihres Vaters ihnen dies ermöglichten. 96 Es sei unbegreiflich, bis zu welchem Grade von Überhebung und Frevelmut Antipater sich habe hinreissen lassen. Als Nachfolger auf dem Throne sei er doch durch testamentarische Bestimmung schon bezeichnet worden, und auch jetzt bei Lebzeiten seines Vaters stehe er diesem weder an glanzvollem Range noch an Macht nach, da er fünfzig Talente jährlicher Einkünfte und bei seiner Abreise nach Rom noch ausserdem dreihundert Talente Reisegeld angewiesen erhalten habe. 97 Dann warf er ihm vor, dass er seine Brüder angeschwärzt habe, denen er, wenn sie wirklich so schlecht gewesen wären, an Ruchlosigkeit jetzt nichts nachgebe, die er aber, wenn sie unschuldig gewesen, sich nicht gescheut habe zu verleumden, obwohl sie ihm nahe verwandt gewesen seien. 98 Er habe ja alles, was ihm über dieselben bekannt geworden, nur aus Antipaters Mund vernommen, und das, was er über sie verhängt habe, nur auf sein Anstiften gethan. Er müsse aber jetzt die beiden von aller Schuld freisprechen, nachdem Antipater als der eigentliche Vatermörder sich herausgestellt habe.

(4.) 99 Hier vermochte Herodes vor Thränen nicht weiter zu reden. Er bat daher den Nikolaus von Damaskus, der als sein Freund und beständiger Gefährte von den meisten seiner Handlungen Kenntnis hatte, fortzufahren und alles übrige hervorzuheben, was sich auf Schuld und Unschuld bezog. 100 Alsdann wandte sich Antipater, um sich zu verteidigen, an seinen Vater, ging alle Beweise

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/454&oldid=- (Version vom 13.12.2020)