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deine Mutter in deine verbrecherischen Anschläge zu verwickeln, sondern zerstörtest auch das gute Einvernehmen zwischen deinen Brüdern und wagtest es, deinen Vater dem wilden Tiere zu vergleichen. Nein, du selbst bist gefährlicher als die giftigste Schlange, da du nicht bloss dein Gift gegen deine nächsten Blutsverwandten und deine grössten Wohlthäter verspritztest, sondern auch im Übermasse deiner Bosheit bewaffnete Scharen und alle möglichen Ränke von Männern wie von Weibern gegen einen schwachen Greis aufbotest. 118 Und jetzt wagst du noch hier zu erscheinen, nachdem Freie und Sklaven, Männer und Weiber deinetwegen gefoltert worden sind, jetzt wagst du noch hier zu erscheinen, um der Wahrheit zu trotzen und der gegen dich erlassenen Verfügung, dem Billigkeitssinne des Varus, ja aller Gerechtigkeit Hohn zu sprechen? 119 Traust du denn deiner Verwegenheit und Unverschämtheit so viel zu, dass du dich der Folter unterwerfen willst? Meinst du etwa, die früher auf der Folter gemachten Geständnisse entkräften und die, welche es mit deinem Vater gut meinen, der Lüge zeihen zu können? Und sollen wir etwa dem Glauben schenken, was du aussagen wirst? 120 Wie lange denn, Varus, willst du den König noch den Verunglimpfungen seiner Verwandten aussetzen? Wann endlich gedenkst du dieses Ungeheuer von einem Menschen zu vertilgen, das, um seinen Brüdern den Untergang zu bereiten, Liebe zu seinem Vater heuchelt und, da es im Begriffe steht, den Thron zu besteigen, diesen seinen Vater verderben will? Es kann dir ja nicht unbekannt sein, dass der Vatermord sowohl ein Verbrechen gegen die Natur als gegen das Leben des einzelnen Menschen ist, und dass schon der blosse Gedanke daran der wirklichen Ausführung der Frevelthat nicht nachsteht. Wahrlich, wer dagegen nicht mit Strenge einschreitet, begeht selbst ein Verbrechen gegen die Natur!“

(6.) 121 Schliesslich befasste sich Nikolaus auch noch mit Antipaters Mutter, erwähnte, was sie in weibischer Geschwätzigkeit ausgeplaudert hatte, und sprach von der

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/458&oldid=- (Version vom 12.12.2020)