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Befragung von Sehern und von Opfern, die den Untergang des Königs beschleunigen sollten, sowie von den Schamlosigkeiten, die Antipater vor Geilheit im Rausche gegen des Pheroras Frauen begangen hatte. Alsdann wiederholte er die vielen Geständnisse, die von den Gefolterten, und die Aussagen, die von den Zeugen teils wohlüberlegt, teils überstürzt gemacht worden waren, und wies nach, dass gerade die letzteren Aussagen die meiste Beweiskraft hätten. 122 Hatte nun noch jemand aus Furcht, im Falle von Antipaters Freisprechung seine Rache gewärtigen zu müssen, etwas verschwiegen, so fiel dieser Grund jetzt, da er von seinem sonstigen Glück verlassen schien, fort, und alles ward verraten. 123 So wurde Antipater nicht sowohl durch die Feindseligkeit seiner Ankläger gestürzt, als vielmehr durch die Grösse seiner Frevelthaten und durch seine Bosheit gegen Vater und Brüder, mit der er Zwietracht und Mord in das Haus seines Vaters gebracht hatte und je nach seinen Zwecken bald Hass, bald Wohlwollen zur Schau trug. 124 Das alles war zwar schon längst von denen, die ein gesundes Urteil besassen und sich nicht von Parteihass beeinflussen liessen, bemerkt worden, doch hatten diese Leute früher nicht den Mut, Klagen darüber laut werden zu lassen. Jetzt dagegen, da sie sich sicher fühlten, brachten sie alles vor, was sie wussten, 125 und so kamen Anklagen der mannigfaltigsten Art zu Tage, die sich nicht widerlegen liessen, weil man den Angebern weder vorwerfen konnte, dass sie dem König zu Gefallen sprächen, noch dass sie aus Furcht etwas zu verschweigen trachteten. Vielmehr erhoben sie ihre Anklagen nur deshalb, weil sie die ruchlosen Thaten Antipaters verabscheuten und seine Bestrafung nicht um der Sicherheit des Herodes willen wünschten, sondern als gerechten Lohn für seine Frevel ansahen. 126 Viele traten auch unaufgefordert vor und machten so schwerwiegende Aussagen, dass Antipater trotz seiner Meisterschaft in der Lüge und Schamlosigkeit kein Wort darauf zu entgegnen wusste. 127 Nachdem nun Nikolaus mit seiner Beweisführung

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/459&oldid=- (Version vom 13.12.2020)