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Akme und die Gewissheit, dass er nun die Vollmacht besitze, seinen Sohn hinrichten zu lassen, seinen gebrochenen Lebensmut wieder in etwa erstarken. Da aber bald nachher seine Qualen sich aufs äusserste steigerten und eine grosse Erschöpfung ihn befiel, wollte er etwas geniessen und verlangte deshalb einen Apfel und ein Messer. Er war nämlich gewöhnt, das Obst eigenhändig zu schälen und in Stücke zu schneiden. 184 Als ihm das Verlangte gebracht worden war, blickte er um sich und wollte sich dann selbst mit dem Messer erstechen. Sein Vorhaben wäre ihm auch gelungen, wenn sein Vetter Achiab ihn nicht bei der Hand ergriffen hätte. Achiab erhob ein lautes Geschrei, und es entstand im Palaste eine solche Bestürzung und ein solches Jammern, als ob der König wirklich gestorben wäre. 185 Auch Antipater glaubte aus dem Tumult schliessen zu müssen, dass sein Vater aus dem Leben geschieden sei, und begann bereits voll Zuversicht, als wenn er nun gleich in Freiheit gesetzt und ohne weiteres den Thron besteigen würde, mit dem Kerkermeister wegen seiner Entlassung zu unterhandeln, indem er ihm nicht nur für den Augenblick, sondern auch für später die glänzendsten Versprechungen machte, weil es jetzt gelte, entschlossen zu handeln. 186 Der Kerkermeister indes wies nicht nur Antipaters Begehren von der Hand, sondern meldete auch sein Vorhaben dem Könige. 187 Als Herodes, der schon ohnehin auf seinen Sohn sehr schlecht zu sprechen war, den Bericht des Kerkermeisters vernahm, schrie er laut auf und zerschlug sich das Haupt, obgleich er schon in den letzten Zügen lag. Dann stützte er sich auf den Ellbogen und befahl, sofort einige Trabanten zu beordern, dass sie hingingen und Antipater töteten, seine Leiche aber zu Hyrkania ohne alle Ehrenbezeugungen bestatteten.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/470&oldid=- (Version vom 13.12.2020)