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angekommen war und Augustus ihn in ordnungsmässiger Gerichtssitzung zur Verantwortung gezogen hatte, bestrafte er ihn mit Einziehung seines Vermögens und verbannte ihn nach Vienna, einer Stadt in Gallien.[1]

(3.) 345 Bevor aber Archelaus nach Rom berufen wurde, erzählte er seinen Freunden folgenden Traum. Es habe ihm geträumt, dass zehn volle und reife Weizenähren von Ochsen abgefressen worden seien. Als er erwacht war, liess er, weil er den Traum für wichtig hielt, die Traumdeuter rufen. 346 Da diese aber in ihrer Auslegung nicht übereinstimmten, erbat sich ein gewisser Essener Simon das Wort und erklärte dem Archelaus, der Traum zeige eine schlimme Veränderung an. 347 Die Ochsen nämlich bedeuteten Elend, weil sie mit harter Arbeit geplagt seien, und zugleich bedeuteten sie eine Veränderung, weil der Boden, der von ihnen bebaut werde, nicht immer in dem nämlichen Zustand bleiben könne. Die zehn Ähren aber zeigten ebenso viele Jahre an, weil die Ähre in einem Sommer zur Reife gelange, und es stehe daher das Ende der Herrschaft des Archelaus bevor. 348 So legte Simon den Traum aus, und am fünften Tage danach fand sich der Verwalter Archelaus auf Befehl des Caesars in Judaea ein, um den Fürsten nach Rom zu berufen.

(4.) 349 Etwas Ähnliches begegnete auch seiner Gemahlin Glaphyra, der Tochter des Königs Archelaus, die, wie oben erwähnt, zuerst Alexander, den Sohn des Herodes und Bruder des Archelaus, geheiratet hatte. Später, als Alexander auf Befehl seines Vaters hingerichtet worden war, ehelichte sie Jubas, den König von Libyen[2], 350 und da sie nach dessen Tod als Witwe im Hause ihres Vaters lebte, nahm sie Archelaus zur Gattin, nachdem er seine bisherige Gemahlin Mariamne verstossen hatte – so sehr liebte er die Glaphyra. 351 Als sie nun mit Archelaus vermählt war, hatte sie folgenden Traum. Es habe ihr geschienen, Alexander stehe an ihrer Seite; darüber sei sie

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/501&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. 6 n. Chr.
  2. Jubas, der König von Libyen oder Numidien, war einer der gebildetsten Fürsten jener Zeit und zugleich ein fruchtbarer Schriftsteller.