Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/515

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine Bewunderung nicht versagen und befahl daher, die Bilder sogleich aus Jerusalem nach Caesarea zurückzubringen.

(2.) 60 Pilatus machte auch den Versuch, das Wasser einer zweihundert Stadien von Jerusalem entfernten Quelle in die Stadt zu leiten, und beschloss dazu Tempelgelder zu verwenden. Dieser Plan missfiel aber den Juden, und es liefen Tausende von Menschen zusammen, die mit lautem Geschrei begehrten, er solle davon Abstand nehmen, wobei es übrigens, wie das bei einem gemischten Haufen zu geschehen pflegt, ohne Schimpfereien und Beleidigungen nicht abging. 61 Pilatus schickte deshalb eine starke Abteilung Soldaten in jüdischer Tracht, die unter ihren Kleidern Knittel versteckt hatten, an einen Platz, von wo aus sie die Juden leicht umzingeln konnten, und befahl den letzteren dann, auseinanderzugehen. Als aber die Juden mit Schmähungen antworteten, gab er den Soldaten das verabredete Zeichen, 62 und diese fielen mit grösserem Ungestüm, als es in der Absicht des Pilatus lag, über ruhige Bürger wie über Aufständische her. Gleichwohl liessen die Juden von ihrer Hartnäckigkeit nicht ab, und da sie den Bewaffneten wehrlos gegenüberstanden, kamen viele von ihnen um, während andere verwundet weggetragen werden mussten. So wurde dieser Aufruhr unterdrückt.

(3.)[WS 1] 63 Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Thaten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus.[1] 64 Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch


  1. D. h. der Gesalbte, der Messias.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Original ist dieser Abschnitt (das sog. Testimonium Flavianum) in Sperrschrift gesetzt. Es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grund Clementz dies gemacht hat. Die von ihm verwendete Dindorfsche Ausgabe hebt den Abschnitt in keiner Weise hervor (siehe Google). Die Ausgabe von Niese (die Clementz aber nicht vorlag) setzt ihn in eckige Klammern um ihn textkritisch als unsicher zu kennzeichnen (siehe Internet Archive). Dieses textkritische Urteil Nieses ist umstritten, da die drei erhaltenen alten Handschriften der Altertümer den der Übersetzung zugrundeliegenden griechischen Text bieten. Mehr dazu unter w:Testimonium Flavianum.
Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/515&oldid=- (Version vom 13.12.2020)