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einem Vorgebirge zum anderen dreissig Stadien weit das Meer überbrücken und fuhr sodann zu Wagen über den ganzen Meerbusen, da, wie er meinte, diese Art, den Weg zurückzulegen, eines Gottes würdiger sei.[1] 7 Es gab ferner keinen Tempel in Griechenland, den er ungeplündert liess, und was sich an Werken der Malerei oder Bildhauerkunst sowie an Standbildern und Weihgeschenken dort vorfand, liess er nach Rom schaffen. Denn das Schöne, meinte er, dürfe nirgendwo anders seinen Platz finden, als in der schönsten Stadt, und das sei eben Rom. 8 Mit diesen geraubten Kunstgegenständen zierte er auch seinen Palast und seine Gärten sowie seine in ganz Italien zerstreuten Landhäuser. Ja, er gab sogar Befehl, die Bildsäule des von den Griechen verehrten Olympischen Zeus, das Werk des Atheners Pheidias, nach Rom zu überführen. 9 Freilich kam es nicht zur Ausführung des Befehls, weil die Architekten dem Memmius Regulus, der mit derselben betraut war, erklärten, das Bild werde brechen, wenn man es von seiner Stelle bewege. Aus diesem Grunde und weil auch noch fast unglaubliche Wunderzeichen sich dabei ereigneten, soll Memmius von der Wegschaffung der Bildsäule Abstand genommen haben. 10 Das schrieb er auch an Gajus und bat um Entschuldigung, weil er seinen Befehlen nicht habe nachkommen können. Doch hätte ihm dies bald das Leben gekostet, und nur der inzwischen erfolgte Tod des Gajus befreite ihn aus der Gefahr.

(2.) 11 Der Wahnsinn des Caesars steigerte sich schliesslich so weit, dass er, als ihm eine Tochter geboren worden war, diese aufs Kapitolium bringen und der Bildsäule des Jupiter in den Schoss legen liess, indem er erklärte, sie sei dessen Tochter ebenso gut wie die seinige, und sie hätten beide Anspruch auf die Rechte des Vaters, wobei er unentschieden lassen wolle, wer von ihnen der Grössere sei. 12 Trotz dieses wahnsinnigen Treibens sah die Menschheit ihm ruhig zu. Nun gestattete

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/575&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Vergl. hierzu Suetonius, Caligula 19.