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ihr wackere Männer seid, wozu zaudern wir denn noch? Bedenkt ihr nicht, dass heute der letzte Tag der Spiele ist und dass Gajus von hier sogleich in See gehen will? 81 Hat er doch schon Vorbereitungen getroffen, um nach Alexandria zu reisen und Aegypten zu besuchen. Das wäre fürwahr eine nette Sache, dieses Scheusal von einem Menschen entschlüpfen zu lassen, damit er sich unter dem Beifall der Römer zu Lande wie zu Wasser breit machen kann! 82 Welche Schande für uns, wenn ihn in Aegypten jemand niedermacht, der die Ertragung so sinnloser Grausamkeit für unwürdig eines freien Mannes hält! 83 Ich habe nun meinerseits keine Lust mehr, euer Zaudern noch mit anzusehen, sondern ich werde die That heute wagen und mit Freuden alles, was daraus folgen könnte, auf mich nehmen. Denn Aufschub giebt’s jetzt für mich nicht mehr. Was könnte auch einen tapferen und edeldenkenden Mann, wie mich, mehr ärgern, als wenn ein anderer vor meinen Augen den Gajus niederstiesse und mich um den Ruhm der That brächte?“

(13.) 84 Mit diesen Worten stärkte Chaerea ebensowohl den Mut seiner Genossen als seine eigene Entschlossenheit, und so drangen denn nun alle auf unverzügliche Ausführung des Planes. 85 Gleich in der Morgenfrühe fand sich Chaerea, mit dem Reiterschwert umgürtet, im Palaste ein. Es war nämlich Sitte, dass die Tribunen in dieser Bewaffnung sich die Losung vom Caesar erbaten, und an diesem Tage war Chaerea gerade an der Reihe, dieselbe in Empfang zu nehmen. 86 Schon strömte die Menge mit Ungestüm zum Palatium, und einer stiess und drängte den anderen, um den besten Platz zum Zusehen zu erhalten. Gajus hatte an diesem Drängen immer seine besondere Freude und liess deshalb auch weder den Senatoren, noch den Rittern bestimmte Plätze freihalten. Vielmehr mussten alle durcheinander sitzen, Männer wie Frauen, Sklaven wie Freie. 87 Für Gajus aber wurde ein besonderer Weg offen gehalten, und nun opferte er zunächst den Manen des Caesars Augustus,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 587. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/587&oldid=- (Version vom 12.12.2020)