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an dem Fortbestand der Tyrannei Interesse habe, verraten und hingerichtet zu werden, falls Gajus noch lebe. 134 Wirklich besagte auch ein anderes Gerücht, Gajus sei zwar verwundet, aber nicht tot, und befinde sich in ärztlicher Behandlung. 135 Niemand aber gab es, dem man seine Meinung hätte anvertrauen können. War nämlich jemand des Gajus Freund, so traute man ihm nicht, weil er auf seiten des Tyrannen stand; hasste er ihn aber, so schenkte man eben um dieses Hasses willen seinen Worten keinen Glauben. 136 Ein drittes Gerücht endlich, das den Patriziern alle Hoffnung benahm, meldete, Gajus sei trotz der Gefahr und ohne auf seine Wunden Rücksicht zu nehmen, blutüberströmt aufs Forum gekommen und rede dort zum Volke. 137 Das war indes nichts als eine leere Erfindung solcher Menschen, die Unruhen stiften wollten und jedermann das sagten, was er gern hörte. Niemand aber verliess seinen Sitz, um nicht beim Hinausgehen falsch angeklagt zu werden. Denn es war vorauszusehen, dass jeder, der das Theater verliess, nicht nach seiner wirklichen Gesinnung, sondern nur nach der Willkür der Angeber und Richter beurteilt werden würde.

(17.) 138 Als nun die Schar der Germanen mit gezückten Schwertern das Theater umzingelte, fingen die sämtlichen Zuschauer an, für ihr Leben zu fürchten, erzitterten bei dem Eintritt eines jeden Soldaten, als sollten sie schon niedergemetzelt werden, und verloren völlig den Kopf, indem sie weder das Theater zu verlassen wagten, noch bei längerem Verweilen in demselben unbehelligt zu bleiben hoffen konnten. 139 Als die Soldaten nun sämtlich eindrangen, hallte das Theater von dem Geschrei der Zuschauer wieder, die den Germanen kniefällig versicherten, sie wüssten weder etwas von einem beabsichtigten Aufruhr, falls man einen solchen wirklich geplant habe, noch von dem, was geschehen sei. 140 Man solle sie also schonen und sie nicht für fremde Schuld büssen lassen, sondern ihnen gestatten, die Urheber dessen, was etwa sich zugetragen habe, ausfindig zu machen. 141 In dieser und ähnlicher Weise

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/595&oldid=- (Version vom 12.12.2020)