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Zweites Kapitel.
Wie die Senatoren sich für eine Volksherrschaft, die Soldaten aber für die eines Caesars erklärten. Von der Ermordung der Gattin und der Tochter des Gajus, und von seinem Charakter.

(1.) 162 Während dies vor sich ging, wurde Claudius auf einmal aus seinem Hause hervorgeholt. Die Soldaten nämlich versammelten sich, berieten über die zu ergreifenden Massregeln und fanden, dass eine Volksherrschaft für so ausgedehnte Regierungsgeschäfte nicht genüge und auch nicht in ihrem Interesse liege. 163 Wenn aber einer der Mächtigsten zum Alleinherrscher ausgerufen werde, würden sie erheblich dadurch benachteiligt sein, weil sie hierzu in keiner Weise ihre Hilfe gewährten. 164 Da also noch keine bestimmte Entscheidung getroffen sei, werde es sich wohl am besten machen, wenn sie den Claudius zum Herrscher erwählten, der als Oheim des verstorbenen Caesars keinem Senator an edler Abstammung wie an Bildung etwas nachgebe. 165 Von ihm könnten sie auch erwarten, dass er, wenn er den Thron bestiegen habe, sie für ihre Verdienste belohnen und beschenken werde. Kaum hatten sie diesen Beschluss gefasst, als sie auch sogleich zur Ausführung schritten, und so wurde Claudius von den Soldaten hervorgeholt. 166 Im Senat aber erhob sich Cnejus Sentius Saturninus, der schon von dem Vorgang mit Claudius gehört und erfahren hatte, dass er die Herrscherwürde anscheinend ungern, in Wirklichkeit aber mit grösster Bereitwilligkeit übernehmen wolle. Mit grossem Freimut hielt er dann folgende, eines wackeren und edlen Mannes würdige Rede:

(2.) 167 „Römer! Obwohl jetzt erst nach so langer Zeit und gegen alle Erwartung uns die Freiheit wieder zu teil wird, so ist es doch Thatsache, dass wir sie besitzen. Wie lange sie freilich dauern wird, ist unsicher und steht bei den Göttern, die sie uns geschenkt haben. 168 Doch dürfen wir uns ihrer freuen, und selbst wenn wir sie wieder verlieren sollten, wird sie zu unserem Glück

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/599&oldid=- (Version vom 13.12.2020)