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Leben lang von allem Unrecht fern gehalten und, so lange Gajus regierte, in grösster Lebensgefahr geschwebt. Man hörte deshalb hier und da die Meinung äussern, die Konsuln müssten zu seinem Schutze einschreiten. 222 Inzwischen gesellten sich immer mehr Soldaten zu dem Haufen, und die Volksmenge stob auseinander. Claudius aber konnte vor Schwäche kaum weiter, da seine Sänftenträger, die, als sie ihn wegführen sahen, an seiner Rettung verzweifelten, davongeflohen waren. 223 Als nun der Zug auf der Fläche des Palatiums, der Stelle, die, wie die Geschichtschreiber melden, von ganz Rom zuerst bewohnt gewesen sein soll, angekommen war, strömte, weil hier die Entscheidung über die Zukunft fallen sollte, eine noch weit grössere Menge Soldaten zusammen, die Claudius sehen und ihn aus Anhänglichkeit an Germanicus zum Caesar ausrufen wollten. Er war nämlich der Bruder dieses Helden, dessen gewaltiger Ruhm auf alle Mitglieder der Familie seinen Abglanz warf. 224 Dazu kam noch, dass die Soldaten daran dachten, wie habgierig diejenigen seien, welche jetzt im Senat die Oberhand hatten, und was dieselben verbrochen hätten, als sie früher im Besitz der Macht gewesen waren. 225 Endlich erwogen sie auch ihre eigene schwierige Lage, da sie, wenn die Herrschaft wieder an einen einzigen Machthaber fiel, von diesem alles zu befürchten hatten, während sie, wenn Claudius durch ihre Hilfe und Vermittlung auf den Thron gelangte, von seiner Erkenntlichkeit eine Belohnung erwarten durften, die ihren Verdiensten entsprach.

(3.) 226 Also überlegten die Versammelten und teilten ihre Ansicht auch den neu Hinzukommenden mit, die ihr volles Einverständnis mit dem Plan bekundeten. Darauf nahmen sie Claudius in die Mitte und geleiteten ihn in die Kaserne, damit ihre Absicht nicht etwa durch irgend ein Hindernis vereitelt werde. 227 Unterdessen war zwischen dem Volk und den Senatoren Streit ausgebrochen, da die letzteren ihre frühere Macht wieder an sich reissen und das Tyrannenjoch abschütteln

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/609&oldid=- (Version vom 12.12.2020)