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den Tod zu fürchten, da nicht einmal der eingeschlagene Weg dem Vaterland zur Freiheit verholfen habe. 262 Chaerea entgegnete, nichts liege ihm ferner, als Furcht vor dem Tode zu hegen; doch wolle er erst die Gesinnung des Claudius zu erfahren suchen.

(5.) 263 Während dies im Senate vorging, strömten nach der Kaserne von allen Seiten neue Streitkräfte, um dem Claudius den Eid der Treue zu leisten. Die Soldaten aber beschuldigten besonders den einen Konsul, Quintus Pomponius, den Senat zur Einführung der Republik veranlasst zu haben, drangen deshalb mit gezückten Schwertern auf ihn ein und würden ihn sicher getötet haben, wenn Claudius sie nicht daran gehindert hätte. 264 Dieser liess den Konsul, nachdem er der Gefahr entronnen war, neben sich Platz nehmen. Den Senatoren aber, die mit Quintus gekommen waren, widerfuhr nicht die gleiche Ehre, sondern einigen von ihnen wurde sogar mit Schlägen der Zutritt zu Claudius verwehrt, und Aponius musste verwundet weggetragen werden, während alle übrigen Senatoren in Lebensgefahr schwebten. 265 Da wandte sich der König Agrippa an Claudius und bat ihn, milder gegen die Senatoren zu verfahren; denn wenn ihnen etwas Schlimmes zustosse, habe er ja niemand anders mehr, über den er herrschen könne. 266 Claudius gab nach und berief den Senat in den Palast, wohin er selbst sich mitten durch die Stadt in einer Sänfte tragen liess unter dem Geleite der Soldaten, welche dabei die gröbsten Ausschreitungen gegen die Bürger begingen. 267 Von Gajus’ Mördern waren auch Chaerea und Sabinus unter das Volk gegangen, obgleich es ihnen durch ein Edikt Pollios, den Claudius kurz vorher zum Befehlshaber der Leibwache ernannt hatte, verboten war, sich öffentlich zu zeigen. 268 Als nun Claudius im Palast angelangt war, berief er seine Räte zusammen und liess sie über das gegen Chaerea einzuschlagende Verfahren abstimmen. Ihnen allen erschien zwar die That eine lobenswerte, den Thäter aber beschuldigten sie der Untreue und glaubten die gerechte Strafe über

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 616. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/616&oldid=- (Version vom 13.12.2020)