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Völkern hält man es für schön, Bildsäulen zu errichten: man hat seine Freude daran, den Vater, die Gattin, die Kinder abzubilden, und stellt auch hier und da solche Personen im Bilde dar, die einen gar nichts angehen; ja, manche thun dies sogar mit fleissigen Sklaven. Was wunder also, wenn man sieht, dass sie auch die Fürsten und Gebieter in dieser Weise ehren? 75 Unser Gesetzgeber hingegen hat, nicht etwa weil er als Prophet die zukünftige Macht der Römer ahnte, die man nicht ehren dürfe, sondern lediglich deshalb die Herstellung von Bildwerken verboten, weil sie weder Gott noch den Menschen Nutzen bringen, mithin wertlos sind, und weil sie kein beseeltes Wesen, geschweige denn den unbeseelten[1] Gott getreu wiedergeben können.[2] 76 Andere Ehrenbezeugungen dagegen nächst Gott auch hervorragenden Menschen zu erweisen, hat er nicht untersagt, wie wir denn thatsächlich die Imperatoren und das römische Volk durch dergleichen Kundgebungen verherrlichen. 77 Denn ohne Unterlass bringen wir Opfer für sie dar, und wir begehen nicht nur diese feierlichen Handlungen tagtäglich auf gemeinsame Kosten sämtlicher Juden, sondern thun auch den Imperatoren allein damit eine Ehre an, die wir keinem anderen Menschen gewähren, indem wir derartige Opfer weder für das öffentliche Wohl noch für unsere Kinder darbringen. 78 Diese allgemeinen Bemerkungen wollte ich zur Widerlegung dessen, was Apion über Alexandria vorbringt, hier anführen.

(7.) 79 Wundern aber muss ich mich auch über die, welche ihm zu seinen Ausfällen Veranlassung gegeben haben, nämlich Poseidonios und Apollonios Molon; denn auch sie fragen im Tone des Vorwurfs, weshalb wir nicht dieselben Götter wie andere verehren. Dabei

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/157&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. D. h. unerschaffenen. Das Fehlen des griechischen Urtextes ist hier besonders zu bedauern. Müllers Erklärung (a. a. O. S. 257), der an einen heidnischen Götzen denkt, wird durch den Zusammenhang widerlegt.
  2. Der Hauptgrund war indes, wie sich aus 2. Mos. 20, 4f. ergiebt, die Verhütung des Götzendienstes.