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Lebensjahre begann ich dann die öffentliche Laufbahn als Anhänger der Pharisäersekte, welche den griechischen Stoikern nahe kommt.[1]

13 (3.) Mit dem vollendeten sechsundzwanzigsten Lebensjahr unternahm ich eine Reise nach Rom aus folgender Veranlassung. Um die Zeit, als Felix Landpfleger von Judaea war,[2] liess derselbe einige mir sehr befreundete Priester, wackere und ehrenwerte Männer, einer ganz unbedeutenden Ursache wegen verhaften und schickte sie nach Rom, wo sie sich vor dem Caesar verantworten sollten. 14 In der Absicht nun, zu ihrer Befreiung das meinige beizutragen, besonders aber, weil ich erfuhr, dass sie auch im Unglück die Ehrfurcht gegen Gott nicht ausser acht liessen und sich von Feigen und Nüssen ernährten, fuhr ich nach Rom, hatte aber zur See schwere Gefahren zu bestehen. 15 Unser Schiff nämlich sank mitten auf dem Adriatischen Meere unter, und wir mussten, fast sechshundert an der Zahl, die ganze Nacht hindurch schwimmen. Endlich gegen Tagesanbruch kam uns durch Gottes Fürsorge ein Fahrzeug aus Kyrene zu Gesicht, in welches ich nebst einigen anderen, die den übrigen vorausgeschwommen waren, im ganzen etwa achtzig, aufgenommen wurde. 16 So ward ich gerettet und kam nach Dikaearchia, welches die Italiener Puteoli nennen und wo ich bei Aliturus gastliche Aufnahme fand. Dieser Mann, ein geborener Jude, war Schauspieler und stand bei Nero in hoher Gunst. Durch ihn wurde ich mit der Gemahlin des Caesars, Poppaea, bekannt und trug ihr nun sogleich die Bitte um Freilassung der Priester vor. Sie gewährte mir denn auch diese Gnade, und nachdem ich obendrein noch reichlich von ihr beschenkt worden war, kehrte ich nach Hause zurück.

17 (4.) Hier fand ich das Feuer des Aufruhrs schon am glimmen und musste die Wahrnehmung machen, dass

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/9&oldid=- (Version vom 2.4.2020)
  1. Der stoische Monotheismus war aber in Wirklichkeit Pantheismus, und zwar ein recht materialistisch gefärbter.
  2. 53–61 n.Chr.