Seite:Foerster Klassische Philologie der Gegenwart 23.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

griechischer Kunst gerichteten Bestrebungen unsers erhabenen Herrscherhauses und des neu erstandenen Reiches begleitet hat und begleitet, zu verschweigen. Ein steter Antrieb zugleich für diejenigen, in deren Hände die Sorge für die Hochschulen gelegt ist, auch den archäologischen Museen Licht, Luft und Mittel zu gewähren. Die Lehrer der Archäologie aber zeigen sich würdig und dankbar für den Vorzug, nach welchem die grössten Geister, ein Raffael, ein Dürer, ein Winckelmann vergeblich getrachtet haben, so viele und solche Werke griechischer, menschlicher, höchster Kunst zu schauen und was sie reden, auszudeuten. Die Hüter des Kleinods der Humanität sehen zu, dass sie die Krone desselben behalten!

Wenn sich die klassische Philologie derart ihrer besonderen erziehlichen Bedeutung bewusst ist und erkannt hat, dass die bevorzugte Stellung auch besondre Pflichten auflegt, wird sie auch dem Zeitgeist wieder ihren Stempel aufdrücken.

Sie erziehe ein Geschlecht von Jüngern, in welchem philologische Tüchtigkeit als der Kopf und warme Begeisterung für die Ideale der Humanität als das Herz einen glücklichen Bund geschlossen haben; sie sorge im Besondern dafür, dass (wie es in Rostock, der kleinsten deutschen Universität, deren Seminar-Statuten von keinem geringeren als Gottfried Hermann ausgearbeitet sind, wenigstens bis vor kurzem geschah) ein Teil der Seminar-Uebungen dazu verwendet werde die Studirenden in angemessener Erklärung von Schulautoren und im Unterricht von Schülern zu üben; sie sorge dafür, dass wenn dann ‚der heilige Frühling‘ junger philologischer Mannschaft aus dem Heim der alma mater auszieht, er an gereifte und erfahrene Lehrer gewiesen werde, welche sich ihrer als ältere Freunde annehmen; sie achte darauf, dass die Ziele des Unterrichts in den klassischen Sprachen, als der besten und gesundesten Nahrung für jugendliche Gemüter, auch auf dem Gymnasium genau innegehalten und weder durch Kleinigkeitskram noch durch Liebhabereien noch durch zu viel Nebenfächer beeinträchtigt und eingeengt werden; endlich sie sorge

Empfohlene Zitierweise:
Richard Foerster: Die Klassische Philologie der Gegenwart. Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1886, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Foerster_Klassische_Philologie_der_Gegenwart_23.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)