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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

unter Schnaps und Kommißbrod feil. Nichts, nichts kann man sich bis auf die kleinsten und unbedeutendsten Kleinigkeiten herab denken, das hier nicht anzutreffen wäre. Sogar alte Schuhlappen, die ein Bauer oder eine Küchenmagd auf der Straße verloren hat, sind hier gesammelt und zum Verkaufe ausgestellt. Wer seinen Weg gerade durch nimmt, ohne sich mit dem Anschauen dieser oder jener Seltenheit zu befassen, kömmt noch ziemlich unangetastet fort, das ewige Anschreien, nichts zu handeln, abgerechnet. Sobald man aber stehen bleibt oder Miene macht in ein Haus zu gehen, so ist man auf einmahl von einem Haufen Juden, wie von einer Schaar Hunde umgeben. Dort wird man gezupft, hier gestoßen, da angeredet, hier angezischelt und das Alles in einem solchen Durcheinander, daß man sein eigenes Wort nicht hören kann. Was bringt der Herr zu handeln? ich bezahle gut; ich bin verschwiegen; bey mir hat der Herr nichts zu fürchten! Silber! Gold! Kleider! u. dergl. schallt es von allen Seiten und man ist wirklich in Gefahr erdrückt zu werden, wenn man die ungeladenen Gäste nicht mit Händen und Füssen abwehrt. Mein jüdischer Freund war so gefällig, mich in allerley Häusern aufzuführen, und ich muß gestehen, daß dies eines der größten Vergnügen war, die ich in Prag genossen habe. Wir machten Besuche in den abscheulichsten Hütten und besten