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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Freudenthal, die Hauptstadt im teutschmeisterischen Gebiete, ist ein trauriger Ort, der durch den Statthalter, der gewöhnlich aus dem Orden ist, und das Gelübde der Keuschheit abgelegt haben muß, gar nicht belebt wird. Der jetzige Statthalter, ein Graf von Thürheim, war ehemahls kaiserlicher General, und die Unterthanen sind ziemlich wohl mit ihm zufrieden. Der Teutschmeister hat hier ein Palais, das erst vor einigen Jahren erbaut worden ist, aber in keiner Rücksicht sich auszeichnet, als daß in einem Kabinete eine Tapete hängt, die 40000. fl. also zwey Drittheile von den Einkünften der Herrschaft gekostet hat. Wären die Zimmer mit schlesischer Leinwand tapezirt, dann hätten doch wenigstens die Unterthanen auch einen Nutzen davon gehabt, und der Teutschmeister hätte, wenn er vielleicht in 50. Jahren einmahl hieher kommt, eben so gut in dem Zimmer geschlafen. Ich logirte im Kreuze bey Herrn Noske recht gut.

Ich machte von Freudenthal einen Ritt nach dem Gebirge Hühnenwieder im teutschmeisterischen Gebiete, wo im Sommer der Brunnen und das Bad gebraucht wird. Dieses Gebirge erstreckt sich in einer langen Reihe fast an der mährischen Grenze hin und liefert vortrefliches mineralisches Wasser, das aber wegen seiner Stärke nicht weit verführt