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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

hofften, die aber blos in der militairischen Denkmünze bestand. Die Engländer, die ihm seinen Dienst in dem amerikanischen Kriege nicht verzeihen können, sollen sich, wie man sagt, sehr stark seiner Loslassung oder Auswechselung bey dem Hofe zu Wien widersetzen. Er wird übrigens ganz leidlich gehalten und hat die Gesellschaft seiner Gattin, die mit ihm freiwillig ein gleiches Schicksal theilt.

Mit Entzücken durchwanderte ich dieses herrliche Land. Alles spricht von einem hohen Wohlstande der Einwohner. Die Dörfer und kleinen Städte sind rein und gar nicht so finster und todt, wie in Böhmen und Schlesien. Selbst der Einwohner zeichnet sich sehr zu seinem Vortheile aus. Er ist gefällig und selbst gegen den Fremden, der nicht in der Landessprache mit ihm sprechen kann, zuvorkommend. Eine gewisse Feinheit und Sauberkeit macht ihn sogar liebenswürdig. Im Frühjahre und im Herbst werden die Häuser durchaus in allen Dörfern mit einem neuen Anstriche verjüngt. Diese Arbeit verrichten gewöhnlich die Weiber, wenn die Männer das Feld bestellen. Wir kamen zwar von Ollmütz bis Brünn, auf einem Wege von 9. teutschen Meilen, durch keine große Stadt. Indessen ist Proßnitz, das die ganze Gegend mit vorzüglich gutem Branntweine versorgt, und gegen 400. Judenfamilien enthält, ansehnlich genug.