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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Theater gegeben wird, muß Kasperle seine Rolle haben und sollte sie auch noch so unbedeutend seyn.

Das Theater in der Josefsstadt verdient nicht genannt zu werden. Es gehört in die Klasse derjenigen, die in Schwaben, Bayern und Böhmen herumziehen und ihre Dekorationen und Garderobe auf Hunden und Eseln nachführen.

Jedes dieser 3. Theater hat seinen eigenen Dichter, die sich wechselweise durch ein neues Stück an dem Geschmack versündigen. Jetzt beschäftigen sie sich damit, die abgeschmackten Romane des Herrn Spieß mit allen Turnieren, Saufgelagen, verwünschten Prinzeßinnen, Teufeln, Hexen und Mordbrennern auf das Theater zu bringen und das Publikum belohnt sie dafür mit dem ausgezeichnetsten Beyfalle. Ueberhaupt sieht es mit dem theatralischen Geschmack hier erbärmlich aus. Wenn im Nationaltheater Minna von Barnhelm, Emilia Gallotti, die Ifflandschen, Schillerschen, Götheschen, Schröderschen und einige der bessern Stücke des Herrn von Kotzebue gegeben werden, so ist das Haus leer; aber wenn bey Schikanedern von Expeditionen hinter den Gardinen gesungen wird, wenn Kasperle sogenannte pudelnärrische Späse macht, wenn in der Josefsstadt