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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Esel auf dem Theater erscheinen, um nach Egypten zu fliehen, so werden die Plätze 3. bis 4. Tage vorher bestellt.

Die hiesige Theaterzensur ist das widersprechendste Ding von der Welt. Sie giebt nicht zu, daß z. B. das Kind der Liebe unter diesem Titel gespielt wird, sondern es muß: Straßenräuber aus Kindesliebe heißen; aber sie läßt es Herrn Schikaneder durchgehen, daß er z. B. davon singt, wie man dem Mädel aufs Mieder steigt und eins drauf arbeitet, wie man den Zingerlin applizirt u. dergl. Kurz, sie läßt hier Dinge paßiren, die einen Jenaischen und Halleschen Burschen aneckeln würden.

Die Ballette auf dem Nationaltheater haben in Teutschland nicht ihres gleichen. Sie werden mit einer Pracht und einer Verschwendung und dabey mit einer Kunst gegeben, die wirklich Bewunderung erregt. Es ist nichts seltenes, daß hier 12. bis 18. Pferde auf dem Theater erscheinen, die alle vortreflich abgerichtet und prächtig ausgeschmückt sind. Es ist in der That ein herrlicher Anblick hier tanzen zu sehen und ich glaube kaum, daß man diese schöne Kunst höher bringen kann, als man sie hier wirklich gebracht hat.

Zum größten Leidwesen des hiesigen Publikums