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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

20000. fl. an Miethzins abwirft. Wer ein mittelmäßiges Haus in der Stadt hat, kann schon für einen reichen Mann gelten. Da wird ihm Alles vom Keller bis unter das Dach bezahlt. Am einträglichsten sind die Gewölbe, d. h. die Krambuden im Parterre. Diese werden auf guten Plätzen mit 4 bis 500. fl. und darüber bezahlt, und es giebt Häuser hier, die 10. bis 12. solche Gewölbe haben. Niemand wohnt hier im Parterre. Da giebt es lauter Gewölbe, Koffeehäuser und Bierschenken. Das berühmte Koffeehaus für Zeitungsleser ist das Kramersche im Schlossergassel. Aber ich hatte nach dem ersten Besuche schon genug davon. Da brennen auf jedem Tische von Morgens bis Abends zwey Lichter, vor denen man die Zeitungen studiret. Seitdem aber Herr Müller, der bekannte Eigenthümer der Wachsfiguren, angefangen hat, zwischen der Stadt und der Leopoldstadt ein neues Koffeehaus aufzuführen, das dem weiland Richterschen in Leipzig wenig nachgeben wird, wenn es fertig ist, werden die Koffeesieder um vieles höflicher, weil sie ihren Sturz gerade vor Augen sehen. Herr Müller verwendet auf diese Anlage eine Summe von 110000. fl. Man kann sich also leicht vorstellen, daß nichts Alltägliches hervorkommen wird. Dafür wird ihm aber auch