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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

teutschen Staaten erlauben die Regenten ihren Unterthanen, froh zu seyn.

Ich muß hier noch einiges nachholen, was ich dir in meinen vorigen Briefen zu sagen vergessen habe. Es sind ein Paar Bemerkungen über die beiden letzten österreichischen Regenten Josef und Leopold, die beide ihre eigenen Wege hatten, die sowohl unter sich als auch von demjenigen, den der jetzige Monarch einschlägt, sehr verschieden waren. Josef gehört ohne Vergleich unter die seltensten Phänomene und jeder Oesterreicher muß stolz auf ihn seyn. Aber ein Paar Winkelzüge in seinem Herzen sind vielleicht der Welt nicht genug bekannt geworden, weil sie durch seine übrigen vortreflichen Eigenschaften ganz in Schatten gestellt worden sind. Der scharfsinnige Spittler hat ihn in dem zweiten Bande seiner europäischen Staatengeschichte zuerst mit Recht einen wohlwollenden Despoten genannt. Ich möchte zu seiner Ehre wünschen, daß er zweierley in seinem Leben nicht gethan hätte. Die Verschärfung eines Urtheils gegen einen Mörder, den er vor der Execution fünfmahl mit glühenden Zangen zwicken ließ, ohne daß ihm sein Urtheil dergleichen Peinigungen zugedacht hatte, ist abscheulich und verdient gewiß in jeder Rücksicht eine ernstliche Rüge. Man sieht daraus, wie wenig er bisweilen seinen eigenen Empfindungen