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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

die Stadt und Oesterreich verlassen müssen. Für die Zurückbleibenden werden die Wirthe verbindlich gemacht und mit Strafe belegt werden. Alles ist in Aufruhr. Räthe und Mätressen, Pfaffen und Juden, wandernde Poeten und Musikanten, und Fürsten und Grafen laufen in dem buntesten Gemische durcheinander und erinnern lebhaft an den Thurmbau von Babilon. Kein Fremder und durchaus kein Preuße darf es wagen, sich an einem öffentlichen Orte zu zeigen, denn, wenn er als solcher erkannt wird, so setzt er sich der unvermeidlichen Gefahr aus, von dem Volke mißhandelt zu werden. Selbst die Regierung zeigt durch diesen ganz unerwarteten Befehl, daß sie den Fremden nichts Gutes zutraue, wenn sich der Feind vor den Thoren der Hauptstadt zeigen sollte. Und da thut sie meines Erachtens wirklich einen Blick voll Zuverläßigkeit in die Zukunft, denn es ist gewiß, daß keiner unter den 20000. hier befindlichen Fremden ist, der dem Wiener nicht eine kleine Züchtigung wünscht, für die vielen Sottisen, die er sich während dieses Krieges hat zu Schulden kommen lassen, und noch weniger würde sich einer entschließen, die Waffen für die Oesterreicher gegen ein Volk zu tragen, das ihn nie beleidiget hat. Es ist merkwürdig, daß der Wiener seit dieser Hiobspost ein ganz anderer Mensch geworden ist. Er geht nicht mehr mit dem Knechtsgefühle und dem Fajaken-Gesichte wie ehemahls