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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

der Prager gegen die Juden erzeuget worden ist. So lange wir also bey einer so beträchtlichen Differenz zwischen 8 und 20000. nichts Gewisses erfahren können, müssen wir uns bey der größern Glaubwürdigkeit der ersten vor der letzten Angabe unter der Mittelzahl halten und ihre Masse ungefähr auf 12000. Seelen annehmen. Bey allen dem bin ich aber doch überzeugt, daß von beiden Seiten große Zweifel dagegen gehegt werden.

Es ist wirklich der Mühe werth, einige Gänge durch ihre Straßen zu machen, die sich an der östlichen Seite der sogenannten Altstadt in verschiedenen Winkeln und Krümmungen hinziehen. Schon das Auffallende, hier eine Nation von ganz andern Sitten und Gebräuchen in eine beysammen zu finden, muß den Reisenden in Erstaunen setzen, welchem dergleichen Szenen noch nicht vorgekommen sind. Einer, welcher z. B. die Juden in Frankfurt am Mayn oder Mainz in ihren eigenen Strassen gesehen hat, kann sich nur eine kleine Idee von dem hiesigen jüdischen Durcheinander machen. So wie man sich der Gegend dieses kleinen Jerusalems nähert, kommt einem ein dicker Qualm des abscheulichsten Gestankes entgegen, welcher überall der Gefährte dieses Volkes ist, und selbst die Feinsten unter ihnen, die sich durch Kleidung und Sitten am meisten den Christen genähert haben, begleitet. Sobald