Seite:Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798).djvu/159

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

jüdischen Häusern und wurden überall mit einer Höflichkeit und Freundlichkeit empfangen, der man eine schändliche Sucht nach Gewinn und Betrug nur allzu deutlich ansah. In einigen dieser Häufer bediente man uns mit Koffee und Wein; aber ich mußte mir auch dafür gefallen lassen, allerley Waaren um einen doppelten Preiß zu kaufen. Man würde sich sehr wundern, wenn man hier die Gastfreiheit und Kultur einiger jüdischer Häuser in Wien suchen wollte, die mit zu den angenehmsten Gesellschaften der großen Kaiserstadt gehören. Es herrscht hier durchaus eine eckelhafte Kärglichkeit und ein abscheulicher Schmutz in den jüdischen Häusern vom Trödelkrämer bis zum Millionär hinauf. Der stärkste Beweiß ihrer Armseligkeit ist die Gefälligkeit, womit sich hier die Juden zu Allem brauchen lassen, was man von ihnen verlangt. Sie machen dem Fremden den Lohnlakai, den Schuhputzer, den Kutscher, den Karrenschieber, den Lastträger und den Kuppler. Ueberhaupt kann man sich an keinem Orte mehr als hier davon überzeugen, wie wenig durchgreifend alle die Maaßregeln zur Verbesserung der Juden sind und seyn werden, welche einige Menschenfreunde, z. B. Dohm, Runde u. a. vorgeschlagen haben. Ich, von dem gewiß jeder Schein einer Intoleranz weit entfernt ist, habe es hier durch die auffallendsten Proben bestätigt gefunden, daß der Jude in unsere Gesellschaft