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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

nachzuhängen gönne. Es lohnt sich der Mühe, dies näher zu untersuchen.

Prag ist an und für sich keine Handelsstadt in dem Sinne, wie es z. B. Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt a. M. u. a. sind. Sie ist blos der Sammelplatz innländischer, auch wohl mährischer Producte, die theils hier verzehrt, theils in’s Ausland geschickt werden. Die Stadt ist zu sehr im Gedränge mächtiger Rivalen, zu wenig in ihrer Lage und von der Regierung begünstigt, als daß sie sich in dieser Rücksicht heben könnte. Es ist also natürlich, daß man hier große Handelshäuser, Wechselhäuser, große und kühne Spekulationen nur dem Namen nach kennt. Alles besteht im Kleinhandel. So ist Prag für die Juden, denen schon die Natur allen Muth, also auch eine der ersten Eigenschaften des großen spekulativen Kaufmanns versagt hat, des herrlichste Element, das sie sich denken können. Mitten in einem Lande, das mit Allem versehen ist, was zum Bedürfnisse eines gemächlichen, und man könnte sagen, leckern Lebens gehört, unter einem verschuldeten Adel und in einer wollüstigen Stadt, ist ihr Loos für alle auswärtige Juden längst ein Gegenstand des Neides gewesen. Alles, alles, was in Böhmen Handel heißt, dreht sich um die Prager Judenschaft, und wenn ein Kaufmann oder Krämer aus irgend einer Ursache in Verlegenheit ist, so hat er schon seinen