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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Visitator hintergehen. Die Fälle sind aber doch auch nicht selten, daß sie entdeckt, selbst von den preußischen Verkäufern angegeben und eingeführt werden. Sehr viele und ich möchte sagen, die meisten Grenzbewohner leben hier von dem Schleichhandel, der in’s Oesterreichische mit Toback, Koffee und Zucker und in’s Preußische mit österreichischen und mährischen Weinen getrieben wird. Die Einfuhr des ausländischen Weines ist von der preußischen Regierung ganz verboten. Der Handel damit ist hier blos Handel der Krone, und ich muß das Seidel Wein, das ich im österreichischen Schlesien mit 6. Kr. bezahle, im preußischen schon mit 8. Groschen und drüber bezahlen.

Der kaiserliche Antheil von Schlesien ist bey weitem nicht an innerer Güte dem preußischen gleich zu setzen, mit einem Worte: ein armes Land. Es setzt ausser seiner vortreflichen Leinwand nichts an das Ausland ab. Aber die Einwohner sind so arm, daß es ihnen in schlechten Jahren, wenn der Flachs nicht geräth, wie den Weinbauern am Rheine und an der Mosel geht, sie müssen beynahe verhungern. Eben diese Armuth ist Schuld daran, daß einige reiche Familien und Mäckler den Garnhandel ganz allein an sich gebracht haben, und dem ärmern Theile der Einwohner den Flachs entweder schon auf dem Felde oder doch gewiß ungesponnen