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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

abkaufen und ihn um das Spinnerlohn bringen. Leinwand wird aus diesem Theile des Landes nur sehr wenig ausgeführt. Der größte Handel besteht in gebleichten Garne, das nach Leipzig, Zittau und Herrnhuth geht, und von da weiter verführt wird.

Das Klima ist wegen der benachbarten Berge abscheulich, und es ist nichts Seltenes, daß man in den heißesten Tagen des Augusts feuern muß. Aber, wenn auch einmahl die Gegend von Winden und Regenstürmen ruhig ist, so weiß man sich kaum vor der sengenden Sonnenhitze zu schützen. Das Land trägt gar kein Gemüse und wird von Mähren damit versorgt. Im September kommen erst die Kirschen zur Reife. Das Bier kostet hier wegen der erniedrigten Tranksteuer 3. Kr. da man schon in Mähren für ein weit schlechteres 4. Kr. bezahlen muß. Mit Vieh wird das Land hauptsächlich von Pohlen versehen. Ein wahres Unglück ist es, daß die Herrschaften z. B. Lichtenstein, Harrach, Teutschmeister u. a. jährlich ungeheure Summen herausziehen und im Auslande verzehren. Die teutschmeisterischen Herrschaften Freudenthal und Eylenberg, wovon aber schon ein Theil in Mähren liegt, bezahlen jährlich über 60000. fl. an den Kurfürsten von Kölln und die Statthalterschaft verzehrt kaum 2000. fl. im Lande.