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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Wir befanden uns schon vor Sonnenaufgang auf der Spitze über den Wolken, aber die Kälte war in der glühendsten Jahreszeit so stark, daß wir genöthiget waren, uns in Pelze zu hüllen und Holz zum Feuer zu stoppeln. Eine Stunde nach Sonnenaufgang genossen wir die herrlichste Aussicht, die man an schönen Herbsttagen auf der Spitze des Brockens genießen kann. Im Norden hatten wir die wenigstens 18. Meilen entfernte Stadt Breslau im Gesicht, und sahen mit unsern Ferngläsern bis weit über die Grenze von Pohlen hinaus. Im Süden lagen uns die fruchtbaren Gefilde Mährens und im Osten die böhmischen Wälder.

Die schlesischen Dörfer sind abscheulich und viele eine ganze Stunde lang. Die Häuser sind von einander durch Gärten getrennt, aber dennoch nicht vor dem Feuer sicher, wenn eines davon in Brand geräth. Die Armseligkeit ist unbeschreiblich und kaum auf dem platten Lande in Pohlen auffallender. Ich habe in einer Strecke von 10. teutschen Meilen die Kreuz und die Queere durch das Land in den zahlreichen Dörfern kein einziges Haus gesehen, das 200. fl. werth wäre. Sie sind durchaus von über einander geschichteten Balken erbaut und mit Leimen ausgelegt. Von innen sind sie eben so armselig und sprechen durchaus von der drückendsten Armuth.