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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

In der Schloßkirche, einem alten arabischen, aber merkwürdigen Gebäude, zeigte man mir Johanns von Nepomuck Grabmal, das ganz von Silber ist und von 4. silbernen Engeln an den 4. Ecken getragen wird. Dieses Grabmal wurde vor ungefähr 60. Jahren aus lauter Allmosen errichtet, und ist von einem Wiener Künstler, Namens Wirth, gearbeitet. Es zeichnet sich übrigens in Rücksicht der Arbeit nicht besonders aus. Der Schatz, der an diesem Grabe nach und nach gesammelt worden ist, ist ungeheuer. Man sagt, daß 36. Zentner Silber daraus während des jetzigen Krieges in die kaiserlichen Münzen gebracht worden seyn. Die ungeheure Anzahl von Fremden, die an dem Festtage des Heiligen aus allen Gegenden Teutschlands und der angrenzenden Länder hierher kommen, soll Alles seyn, was man von der Art sehen kann. Besonders wissen die Prager Wirthe die Harlekinaden an diesem Tage nicht genug zu loben. Die Historiker sind über die eigene Geschichte dieses Johanns noch nicht einig, doch stimmen sie fast alle darinn überein, daß er nicht wegen des heilig bewahrten Siegels der Beichte der Gemahlinn König Wenzels in der Moldau sein Grab gefunden habe. Ein bekannter böhmischer Geschichtsforscher versicherte mir im Vertrauen: er getraute sich zu beweisen, daß Johann