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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

den Musikanten, es zu spielen. Die Studenten fanden sich beleidigt, setzten sich auf ihre Pferde und ritten davon. Dies geschah Sonntags und man glaubte nicht, daß dieser ganz unbedeutende Vorfall Folgen haben würde. Aber Mittwochs darauf versammelten sich einige hundert Studenten auf der bürgerlichen Schießstädte vor der Stadt und zogen Nachts im Triumphe durch die Straßen und sangen aus vollem Halse: allons enfans de la patrie. Ich darf hier nicht unbemerkt lassen, daß aus Schlözers Collegien, zu denen ich auch gehörte, aus eben desjenigen Schlözers Collegien, den man in Wien einen Jakobiner und Sanskulotten nennt, nur ein einziger Zuhörer von mehr denn 200. an diesem Vorfalle Antheil nahm, und daß wir alle unserm verehrungswürdigen Lehrer unser Mißfallen nicht undeutlich darüber zu erkennen gaben. Der akademische Magistrat zeigte auch diesmal seine Weisheit, nahm von dem ganzen Vorgange seine Notiz, bis sich die Sache in 2. Tagen von selbst legte. Nun entstand darüber in einigen teutschen Zeitungen ein gewaltiges Geschrey, das gewisse bekannte Lärmer zu vergrößern, nicht ermangelten. Es hieß: die Studenten hätten auf dem Markte einen Freiheitsbaum errichtet, einen jakobinischen Klub eröfnet u. dgl. Man sprach von Guillotinen, von Freiheitspredigen, von Verschwörungen u. dgl. Sie werden als unbefangner Beurtheiler