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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

besonders geschickt seyn, die gnädigen Herrn mit Anstand aufzuwecken, wenn sie während einer Relation vom Schlafe befallen werden. Die Archivare (Leser) sind von keiner bessern Sorte. Du würdest umsonst nach einem unter ihnen suchen, der die Diplomatik nur dem Namen nach kennte, oder etwas von der Archivkunst verstünde. Alles, alles ist erbärmlich, und dies hängt ganz allein von dem Eigensinne des Reichskanzlers ab, der diese Stellen blos mit Katholiken besetzt und ihnen dadurch eine Unterstützung entzieht, wozu sich die protestantischen Stände wohl verstünden, wenn der Kurfürst auch Protestanten anstellen wollte. Daran läßt sich aber in Teutschland nicht denken. So wird sich also kein Mensch um diese Dienste bewerben, so lange er nicht zum Spaden zu greifen genöthiget ist. Von den eigentlichen Kanzellisten möchte ich nichts sagen, denn sie sind zu tief unter der Kritik und schon Zwierlein schrieb von ihnen, daß sich Gatterer vergebens den Kopf zerbrechen würde, um ihre Handschrift zu lesen. Indessen juckt es mich doch zu sehr in den Fingern, als daß ich nicht eine Anekdote hersetzen sollte, die einzig in ihrer Art ist. Ich war kaum vom Wagen gestiegen und hatte mich in dem Fenster der Gaststube gelagert, als ich einen Mann in dem sonderbarsten Anzuge um die Ecke lenken sah. Seine Hungergestalt fiel mir nicht auf, aber seine wichtige Miene, die ein Mann von Bedeutung nicht