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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Wirth aller Wirthe? Die üble Zurichtung der Speisen liegt wohl auch nur in dem Kopfe dieser Herrn, oder in dem lokalen Geschmacke, den sie von ihres Vaters Tische mitgebracht haben, und den sie sich durchaus abgewöhnen müssen, sobald sie über Kassel oder Prag hinaus sind. Wenn es wahr ist, was ich schon einigemahl gedruckt gelesen habe, daß die hiesigen Speisewirthe gebratene Raben und Dohlen für Tauben auftischen, so liegt wohl die Schuld selbst an den Gästen, die die armen Speisewirthe oft in den Schuldthurm bringen und sie zu Schritten nöthigen, die sie bey einer regelmäßigen Auszahlung gewiß nicht zu thun gezwungen wären. Indessen halte ich das ganze Angeben für Fabel. Mir ist wenigstens binnen anderthalb Jahren, die ich einst hier zugebracht habe, kein solches Beyspiel vorgekommen, und am allerwenigsten eins, daß Jemand von der hiesigen Kost krank geworden wäre. Man weiß überhaupt von Krankheiten hier sehr wenig und von einer Mortalität unter den Studenten fast gar nichts. Es ist wohl noch zu viel behauptet, wenn ich annehme, daß jährlich Einer unter ihnen stirbt.

Man sagt, die fleischlichen Sünden seyen hier außerordentlich häufig, und die Studenten größtentheils von der Liebesseuche angesteckt. Schlözer habe selbst eine Berechnung angestellt und gefunden,