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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

daß hier so viele unehliche Kinder gebohren würden, als in Berlin, Kassel und Leipzig. Die Ausschweifungen sind wohl ein notwendiges Uebel auf jeder Universität. Wenn man bedenkt, daß hier 700. Leute wohnen, die alle in Rücksicht auf ihr häusliches Leben ihre eigenen Herrn und gerade in einem Alter sind, wo der Geschlechtstrieb sich am stärksten regt, so wäre es in der That zu viel verlangt, den Ausschweifungen in diesem Punkte ganz und gar Einhalt zu thun. Man wird doch nicht durch besonders dazu bestellte Keuschheitswächter, wie weiland in Wien, die Betten jedes Studenten visitiren lassen sollen? oder es sich bey der Immatrikulation angeloben lassen, keusch zu leben, und jeder Aufwärterinn oben drein einen körperlichen Eid abnehmen, sich mit keinem ihrer Herrn einzulassen? Da es hier dieser Mädchen wenigstens 200. giebt, die blos um der Studenten willen da sind, und größtentheils von diesen bezahlt werden, so ist es ganz begreiflich, daß sie ihnen auch manch mahl Gefälligkeiten zugestehen, die freilich nicht verlangt werden könnten, wenn Mannspersonen die Aufwartung verrichteten. Dieses ist aber sowohl wegen des Landbaues, als des Soldatenstandes nicht zu begehren, wenn man auch behaupten wollte, daß die Arbeit der Aufwärterinn, die im Aufbetten, Stubenfegen, Kaffeekochen, Abendessen bereiten u. dgl. besteht, füglich durch Mannspersonen